
New Yorks Stadtteil Harlem erlebt ein Jazz-Revival
(Leseprobe aus AMERICA Journal 2/2012)
Der New Yorker Stadtteil Harlem blickt auf eine glorreiche Jazz-Vergangenheit zurück. Heute lebt die alte Tradition mit neuer Kundschaft wieder auf: Der Jazz kommt mit Feuer in das schwarze Viertel zurück.
Als der alte Mann mit dem Turban durch die Tür der Lenox Lounge schlurft, geht ein ehrfürchtiges Raunen durch die Runde. An der langen Theke des Art-Déco-Clubs verstummen die Gespräche. Und selbst die beiden Cocktailtrinker in Ledermantel und Federhut - Reminiszenzen an die schicken Zuhälter und Drogendealer, die hier wohl vor einem halben Jahrhundert ein- und ausgingen - schnalzen mit den Fingern: "It's the doctor himself!"
Der Doktor: Das ist Dr. Lonnie Smith, eine Legende des Harlem Jazz, der in den 1960er Jahren für Blue Note aufnahm, und der - je nach Lust und Laune - immer wieder mal aus der Nachbarschaft für ein unangekündigtes Gastspiel hier vorbeischaut.
Eine Bedienung schiebt einen Hocker an die Hammond-Orgel. Aufgeregtes Getuschel unter der japanischen Touristengruppe im Laden: Sie sind mit einer der vielen Jazz-Touren durch Harlem hier gelandet, hatten im Hinterzimmer einer unterhaltsamen, aber nicht außergewöhnlichen schwarzen Nachwuchs-Sängerin gelauscht und so die Zeiten heraufbeschworen, als Billie Holiday hier auftrat.
Nun aber wird die Vergangenheit lebendig: Der afroamerikanische Jazz-Veteran bearbeitet die Tasten seiner Hammond-Orgel mit einer Leidenschaft, als müsse er der Generation seiner Enkel das heilige Jazz-Feuer einblasen, das in den Clubs von Harlem einst Nacht für Nacht brannte. Es jault, grunzt und swingt. Ein erstes Paar schiebt sich auf die Tanzfläche. Und die Bierflaschen klirren rhythmisch mit.
Die Euphorie erinnert an eine Zeit, in der Live-Musik in Harlems Bars so allgegenwärtig war wie heute die Großbildfernseher und als die örtliche Szene die Hexenküche des schwarzen Pop darstellte. Heute ist das Geschichte: Viele der alten Harlemites sind aufgrund steigender Mietpreise weggezogen, während weiße und schwarze Mittelklasse-Familie die Brownstone-Häuser aufkaufen und renovieren. Man sieht es an jeder Straßenecke: Harlem wird schick. Lokale Bürgerinitiativen warnen mit Handzetteln vor einem Ausverkauf der lokalen Kultur an die großen Chain Stores und Fastfood-Ketten.
[...]
Den vollständigen Bericht und natürlich viele andere Artikel und Reportagen finden Sie in der März-April-Ausgabe 2/2012 des AMERICA Journals.
Erhältlich im gut sortierten Zeitschriftenhandel, in Bahnhofsbuchhandlungen oder gleich hier im Shop
Der New Yorker Stadtteil Harlem blickt auf eine glorreiche Jazz-Vergangenheit zurück. Heute lebt die alte Tradition mit neuer Kundschaft wieder auf: Der Jazz kommt mit Feuer in das schwarze Viertel zurück.
Als der alte Mann mit dem Turban durch die Tür der Lenox Lounge schlurft, geht ein ehrfürchtiges Raunen durch die Runde. An der langen Theke des Art-Déco-Clubs verstummen die Gespräche. Und selbst die beiden Cocktailtrinker in Ledermantel und Federhut - Reminiszenzen an die schicken Zuhälter und Drogendealer, die hier wohl vor einem halben Jahrhundert ein- und ausgingen - schnalzen mit den Fingern: "It's the doctor himself!"
Der Doktor: Das ist Dr. Lonnie Smith, eine Legende des Harlem Jazz, der in den 1960er Jahren für Blue Note aufnahm, und der - je nach Lust und Laune - immer wieder mal aus der Nachbarschaft für ein unangekündigtes Gastspiel hier vorbeischaut.
Eine Bedienung schiebt einen Hocker an die Hammond-Orgel. Aufgeregtes Getuschel unter der japanischen Touristengruppe im Laden: Sie sind mit einer der vielen Jazz-Touren durch Harlem hier gelandet, hatten im Hinterzimmer einer unterhaltsamen, aber nicht außergewöhnlichen schwarzen Nachwuchs-Sängerin gelauscht und so die Zeiten heraufbeschworen, als Billie Holiday hier auftrat.
Nun aber wird die Vergangenheit lebendig: Der afroamerikanische Jazz-Veteran bearbeitet die Tasten seiner Hammond-Orgel mit einer Leidenschaft, als müsse er der Generation seiner Enkel das heilige Jazz-Feuer einblasen, das in den Clubs von Harlem einst Nacht für Nacht brannte. Es jault, grunzt und swingt. Ein erstes Paar schiebt sich auf die Tanzfläche. Und die Bierflaschen klirren rhythmisch mit.
Die Euphorie erinnert an eine Zeit, in der Live-Musik in Harlems Bars so allgegenwärtig war wie heute die Großbildfernseher und als die örtliche Szene die Hexenküche des schwarzen Pop darstellte. Heute ist das Geschichte: Viele der alten Harlemites sind aufgrund steigender Mietpreise weggezogen, während weiße und schwarze Mittelklasse-Familie die Brownstone-Häuser aufkaufen und renovieren. Man sieht es an jeder Straßenecke: Harlem wird schick. Lokale Bürgerinitiativen warnen mit Handzetteln vor einem Ausverkauf der lokalen Kultur an die großen Chain Stores und Fastfood-Ketten.
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Den vollständigen Bericht und natürlich viele andere Artikel und Reportagen finden Sie in der März-April-Ausgabe 2/2012 des AMERICA Journals.
Erhältlich im gut sortierten Zeitschriftenhandel, in Bahnhofsbuchhandlungen oder gleich hier im Shop