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Desert Modernism in Palm Springs
Palmen durchs Rathausdach und Felsen im Wohnzimmer: Palm Springs in Kalifornien ist mit seinen Bauten im Stil des Modernism ein Mekka für Architekturfans.
Wenn Alan Carr sich in seinem Pool von einer der vielen Partys erholte, dann konnte er tief unter sich die Stadt Palm Springs liegen sehen. Ansonsten blickte er auf unendliche Felsenlandschaften, wohin das Auge reichte. Ein besonders großer Felskoloss, rötlichbraun und fast quadratisch geformt, thronte sogar mitten in seinem Pool.
Alan Carr, der Produzent des Filmes "Grease", wohnte in den Jahren seines größten Erfolges im kalifornischen Palm Springs. Seine Partys mit Weltstars wie Roman Polanski, Mick Jagger und Alice Cooper galten als legendär. Seine Villa ist es heute. Das "Russell House", 1959 von Albert Frey erbaut, ist eines der Glanzstücke eines Architekturstils, der als Desert Modernism weltberühmt wurde.
Der Fels im Pool symbolisiert exakt den Kern des Modernismus in der Wüste: die Verwebung von wilder Landschaft und klarem Design und das Verschmelzen von Natur und Menschenwerk zu einer einzigartigen Ästhetik.
Desert Modernism konnte nur in einer Umgebung wie Palm Springs funktionieren, mit heißen Sommern und Temperaturen, die selbst im Winter selten unter 20 Grad Celsius sinken. Hier muss sich niemand hinter dicken Wänden und schweren Vorhängen verstecken. Nein, im Palm Springs will man Wüstenluft atmen.
Anfang der 1940er-Jahre kamen dann zwei weitere Ingredienzien dazu, die den Desert Modernism zum Aufblühen brachten. Erstens Geld. Zahlreiche Hollywood-Stars und sonnenhungrige Feriengäste hatten das Wüstenstädtchen für sich entdeckt und sorgten für einen fast schon explosiven Zuwachs an vermögenden Einwohnern.
Und zweitens: Gerade in dieser Zeit zog es viele junge, innovative Architekten nach Palm Springs. Unter ihnen waren auch Europäer, die sich für die neuen Konzepte Le Corbusiers, Gropius' und van der Rohes begeisterten. Hier fanden sie optimale Bedingungen vor, um ihre innovativen Ideen umzusetzen. Palm Springs war ihre Spielwiese, auf der sie sich austoben konnten.
Palm Springs heute: Seit mehr als 25 Jahren setzt sich Robert Imber für die Bewahrung schützenswerter Architektur ein. Vor zehn Jahren hat er sein Hobby zum Beruf gemacht und veranstaltet täglich Touren zu den architektonischen Highlights der Stadt.
"Palm Springs ist ein Mekka des Modernismus", sagt Imber. "Genau genommen ist es ein einziges großes Architekturmuseum." Imber ist begeistert von den innovativen Denkansätzen der damaligen Architekten.
Aus jedem seiner Sätze spricht sein Enthusiasmus für Palm Springs und dessen Baukunst: "Die Mid-Century-Architekten haben jahrzehntealte Konzepte genommen und neu erfunden", sagt Imber. "Die klaren Linien, die Einbindung von Rohmaterialien und die innovativen Ideen der damaligen Ära faszinieren mich jeden Tag aufs Neue." Und er freut sich über alle, die sich auf seinen Touren von seinen Geschichten für Architektur begeistern lassen.
Eine Station auf Imbers Rundfahrt ist das Kaufmann House. Mit dem Haus hat Richard Neutra, ein österreichischer Architekt, in den Jahren 1946/47 ein Meisterwerk der Ästhetik geschaffen.
Die strengen geometrischen Linien des Bungalows bringen die archaische Wildheit der Wüstenlandschaft erst richtig zu Bewusstsein. Doch stehen Haus und Natur nicht im Kontrast zueinander, sondern vermischen und verwischen sich vielmehr.
Ein überdachtes Sofa neben Wüstengräsern, ein Außenschlafbereich und durchgehende Glasfassaden, die das Gefühl geben, direkt im Garten zu stehen: Das Kaufmann House hat kein Innen und Außen, es ist beides zugleich. Gelbbrauner Stein, Stahl und Aluminium verbinden sich zu einem Ensemble aus leichtfüßiger Eleganz.
Ebenso beeindruckend ist das Frey House II aus dem Jahr 1963/64. Es heißt, dass Albert Frey - ein Schweizer, der vor seiner Immigration in die USA für Le Corbusier gearbeitet hat - jahrelang den Lauf der Sonne und die Konturen der Felsen beobachtet habe, bevor er den Bauplatz an einem felsigen Hang wählte: Ein weiteres Beispiel für den hohen Stellenwert der Natur im Desert Modernism.
Die Villa selbst nimmt sich selbst dagegen ganz in den Hintergrund. Mit seinem Dach aus Wellaluminium wirkt es fast schon eine Spur zu einfach, die Aufmerksamkeit ist ganz der umgebenden Landschaft gewidmet.
Auch hier durchdringt der Fels die Wände, der Blick ins Tal ist atemberaubend. Wie romantisch muss es hier nachts zu zweit sein: Um einen herum nichts als Wüste und oben der leuchtende Sternenhimmel.
Der Funke des Desert Modernism war schnell auch auf die Stadtverwaltung übergesprungen. Sie ließ zahlreiche öffentliche Gebäude von den Protagonisten des Desert Modernism errichten.
Das Ergebnis sieht heute jeder, der nach Palm Springs kommt: Durch das Dach der City Hall ragen hohe Palmen weit in den Himmel hinauf. Die Tal- und Bergstationen der Seilbahn "Aerial Tram" verarbeiten die raue Umgebung unter anderem in einer Fensterfront mit Zickzackmuster, und sogar eine Kirche und eine Bank nehmen die Formen des Modernismus auf.
Ein markantes Wahrzeichen am Ortsausgang ist die Tramway Gas Station von Albert Frey und Robson Chambers aus dem Jahr 1965. Die Überdachung der einstigen Tankstelle läuft scheinbar endlos lang zu einer Spitze zu, die leicht gen Himmel zeigt.
Heute ist die Tramway Gas Station vor allem Anlaufpunkt für Touristen, denn sie beherbergt das Palm Springs Visitors Center.
Eine besondere Spielart des Desert Modernism verkörpert das Elrod House. Der Architekt John E. Lautner hat 1968 ein UFO-ähnliches Rundgebäude in einen steilen Hang hinein gebaut.
Eine gewölbte, von Fenstern durchbrochene Betondecke hängt wie ein überdimensionaler Schatullendeckel über dem Hauptraum - eine dramatische Kulisse, die 1971 zum Drehort für den James-Bond-Klassiker "Diamantenfieber" ausgewählt wurde.
Außergewöhnliche Formen trägt auch das "House of Tomorrow" von 1960. Das dreistöckige Gebäude ist auf einem Grundriss vier runder Kreise erbaut und hat kein einziges eckiges Zimmer. Bekannt wurde es im Jahr 1967 als "Honeymoon Hideaway" von Elvis und Priscilla Presley.
Der neue Stil kam so gut an, dass in Palm Springs bald Desert Modernism-Häuser in großem Stil aus dem Boden schossen. Das Bauunternehmen Alexander Construction Company hatte die Gunst der Stunde genutzt und begann in Kooperation mit Architekten wie William Krisel und Dan Palmer Villen und Ferienhäuser am Fließband zu errichten.
Allein zwischen 1955 und 1965 wurden in Palm Springs rund 2.200 solcher "Alexander Homes" errichtet. Sie waren günstig, schnell gebaut und boten dennoch Eleganz und Luxus. Ende der 50er waren diese Fließband-Häuser schon für 30.000 Dollar zu kaufen - inklusive Pool und exakt zwei Palmen im Garten.
Palm Springs bietet seinen Gästen Architekturgenuss zum Anfassen. Einige der Mid-Century-Modern-Gebäude, wie die City Hall, sind öffentlich zugänglich. Fundierte Einblicke in die Faszination des Wüstenmodernismus geben Architekturrundfahrten wie beispielsweise die Palm Springs Modern Tours. Weitere Informationen unter www.palmspringsmoderntours.com.
Jeden Februar zelebriert die Modernism Week die besondere Architektur in Palm Springs. Es werden Touren, Lesungen und kulturelle Veranstaltungen in ausgewählten Häusern angeboten. Die nächste Modernism Week findet vom 13. bis 23. Februar 2014 statt. Weitere Informationen und Tickets unter www.modernismweek.com.
Architekturfreunde finden in Palm Springs eine breite Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten im Desert-Modernism-Stil vor. Hotels wie das 1952 von William Cody erbaute Horizon Hotel (www.thehorizonhotel.com), das The Chase Hotel (www.chasehotelpalmsprings.com) aus den späten 40er-Jahren oder das Movie Colony Hotel (www.moviecolonyhotel.com) sind nur einige Beispiele.
Außerdem bietet Palm Springs die Möglichkeit, die Villen einstiger Hollywoodstars als Ferienhäuser zu mieten. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.visitpalmsprings.com und www.palm-springs.de.
Wenn Alan Carr sich in seinem Pool von einer der vielen Partys erholte, dann konnte er tief unter sich die Stadt Palm Springs liegen sehen. Ansonsten blickte er auf unendliche Felsenlandschaften, wohin das Auge reichte. Ein besonders großer Felskoloss, rötlichbraun und fast quadratisch geformt, thronte sogar mitten in seinem Pool.
Alan Carr, der Produzent des Filmes "Grease", wohnte in den Jahren seines größten Erfolges im kalifornischen Palm Springs. Seine Partys mit Weltstars wie Roman Polanski, Mick Jagger und Alice Cooper galten als legendär. Seine Villa ist es heute. Das "Russell House", 1959 von Albert Frey erbaut, ist eines der Glanzstücke eines Architekturstils, der als Desert Modernism weltberühmt wurde.
Der Fels im Pool symbolisiert exakt den Kern des Modernismus in der Wüste: die Verwebung von wilder Landschaft und klarem Design und das Verschmelzen von Natur und Menschenwerk zu einer einzigartigen Ästhetik.
Junge Architekten
Desert Modernism konnte nur in einer Umgebung wie Palm Springs funktionieren, mit heißen Sommern und Temperaturen, die selbst im Winter selten unter 20 Grad Celsius sinken. Hier muss sich niemand hinter dicken Wänden und schweren Vorhängen verstecken. Nein, im Palm Springs will man Wüstenluft atmen.
Anfang der 1940er-Jahre kamen dann zwei weitere Ingredienzien dazu, die den Desert Modernism zum Aufblühen brachten. Erstens Geld. Zahlreiche Hollywood-Stars und sonnenhungrige Feriengäste hatten das Wüstenstädtchen für sich entdeckt und sorgten für einen fast schon explosiven Zuwachs an vermögenden Einwohnern.
Und zweitens: Gerade in dieser Zeit zog es viele junge, innovative Architekten nach Palm Springs. Unter ihnen waren auch Europäer, die sich für die neuen Konzepte Le Corbusiers, Gropius' und van der Rohes begeisterten. Hier fanden sie optimale Bedingungen vor, um ihre innovativen Ideen umzusetzen. Palm Springs war ihre Spielwiese, auf der sie sich austoben konnten.
Ein einziges Architekturmuseum
Palm Springs heute: Seit mehr als 25 Jahren setzt sich Robert Imber für die Bewahrung schützenswerter Architektur ein. Vor zehn Jahren hat er sein Hobby zum Beruf gemacht und veranstaltet täglich Touren zu den architektonischen Highlights der Stadt.
"Palm Springs ist ein Mekka des Modernismus", sagt Imber. "Genau genommen ist es ein einziges großes Architekturmuseum." Imber ist begeistert von den innovativen Denkansätzen der damaligen Architekten.
Aus jedem seiner Sätze spricht sein Enthusiasmus für Palm Springs und dessen Baukunst: "Die Mid-Century-Architekten haben jahrzehntealte Konzepte genommen und neu erfunden", sagt Imber. "Die klaren Linien, die Einbindung von Rohmaterialien und die innovativen Ideen der damaligen Ära faszinieren mich jeden Tag aufs Neue." Und er freut sich über alle, die sich auf seinen Touren von seinen Geschichten für Architektur begeistern lassen.
Haus und Natur vermischen sich
Eine Station auf Imbers Rundfahrt ist das Kaufmann House. Mit dem Haus hat Richard Neutra, ein österreichischer Architekt, in den Jahren 1946/47 ein Meisterwerk der Ästhetik geschaffen.
Die strengen geometrischen Linien des Bungalows bringen die archaische Wildheit der Wüstenlandschaft erst richtig zu Bewusstsein. Doch stehen Haus und Natur nicht im Kontrast zueinander, sondern vermischen und verwischen sich vielmehr.
Ein überdachtes Sofa neben Wüstengräsern, ein Außenschlafbereich und durchgehende Glasfassaden, die das Gefühl geben, direkt im Garten zu stehen: Das Kaufmann House hat kein Innen und Außen, es ist beides zugleich. Gelbbrauner Stein, Stahl und Aluminium verbinden sich zu einem Ensemble aus leichtfüßiger Eleganz.
Das Frey House.
Atemberaubender Blick
Ebenso beeindruckend ist das Frey House II aus dem Jahr 1963/64. Es heißt, dass Albert Frey - ein Schweizer, der vor seiner Immigration in die USA für Le Corbusier gearbeitet hat - jahrelang den Lauf der Sonne und die Konturen der Felsen beobachtet habe, bevor er den Bauplatz an einem felsigen Hang wählte: Ein weiteres Beispiel für den hohen Stellenwert der Natur im Desert Modernism.
Die Villa selbst nimmt sich selbst dagegen ganz in den Hintergrund. Mit seinem Dach aus Wellaluminium wirkt es fast schon eine Spur zu einfach, die Aufmerksamkeit ist ganz der umgebenden Landschaft gewidmet.
Auch hier durchdringt der Fels die Wände, der Blick ins Tal ist atemberaubend. Wie romantisch muss es hier nachts zu zweit sein: Um einen herum nichts als Wüste und oben der leuchtende Sternenhimmel.
Palmen durchs Dachs
Der Funke des Desert Modernism war schnell auch auf die Stadtverwaltung übergesprungen. Sie ließ zahlreiche öffentliche Gebäude von den Protagonisten des Desert Modernism errichten.
Das Ergebnis sieht heute jeder, der nach Palm Springs kommt: Durch das Dach der City Hall ragen hohe Palmen weit in den Himmel hinauf. Die Tal- und Bergstationen der Seilbahn "Aerial Tram" verarbeiten die raue Umgebung unter anderem in einer Fensterfront mit Zickzackmuster, und sogar eine Kirche und eine Bank nehmen die Formen des Modernismus auf.
© Palm Springs Bureau of Tourism
Tramway Gas Station.
Tankstelle mit Spitze
Ein markantes Wahrzeichen am Ortsausgang ist die Tramway Gas Station von Albert Frey und Robson Chambers aus dem Jahr 1965. Die Überdachung der einstigen Tankstelle läuft scheinbar endlos lang zu einer Spitze zu, die leicht gen Himmel zeigt.
Heute ist die Tramway Gas Station vor allem Anlaufpunkt für Touristen, denn sie beherbergt das Palm Springs Visitors Center.
Eine besondere Spielart des Desert Modernism verkörpert das Elrod House. Der Architekt John E. Lautner hat 1968 ein UFO-ähnliches Rundgebäude in einen steilen Hang hinein gebaut.
Eine gewölbte, von Fenstern durchbrochene Betondecke hängt wie ein überdimensionaler Schatullendeckel über dem Hauptraum - eine dramatische Kulisse, die 1971 zum Drehort für den James-Bond-Klassiker "Diamantenfieber" ausgewählt wurde.
© Palm Springs Bureau of Tourism
Honeymoon Hideaway.
Design am Fließband
Der neue Stil kam so gut an, dass in Palm Springs bald Desert Modernism-Häuser in großem Stil aus dem Boden schossen. Das Bauunternehmen Alexander Construction Company hatte die Gunst der Stunde genutzt und begann in Kooperation mit Architekten wie William Krisel und Dan Palmer Villen und Ferienhäuser am Fließband zu errichten.
Allein zwischen 1955 und 1965 wurden in Palm Springs rund 2.200 solcher "Alexander Homes" errichtet. Sie waren günstig, schnell gebaut und boten dennoch Eleganz und Luxus. Ende der 50er waren diese Fließband-Häuser schon für 30.000 Dollar zu kaufen - inklusive Pool und exakt zwei Palmen im Garten.
Architekturgenuss zum Anfassen
Palm Springs bietet seinen Gästen Architekturgenuss zum Anfassen. Einige der Mid-Century-Modern-Gebäude, wie die City Hall, sind öffentlich zugänglich. Fundierte Einblicke in die Faszination des Wüstenmodernismus geben Architekturrundfahrten wie beispielsweise die Palm Springs Modern Tours. Weitere Informationen unter www.palmspringsmoderntours.com.
Jeden Februar zelebriert die Modernism Week die besondere Architektur in Palm Springs. Es werden Touren, Lesungen und kulturelle Veranstaltungen in ausgewählten Häusern angeboten. Die nächste Modernism Week findet vom 13. bis 23. Februar 2014 statt. Weitere Informationen und Tickets unter www.modernismweek.com.
Architekturfreunde finden in Palm Springs eine breite Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten im Desert-Modernism-Stil vor. Hotels wie das 1952 von William Cody erbaute Horizon Hotel (www.thehorizonhotel.com), das The Chase Hotel (www.chasehotelpalmsprings.com) aus den späten 40er-Jahren oder das Movie Colony Hotel (www.moviecolonyhotel.com) sind nur einige Beispiele.
Außerdem bietet Palm Springs die Möglichkeit, die Villen einstiger Hollywoodstars als Ferienhäuser zu mieten. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.visitpalmsprings.com und www.palm-springs.de.
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