© Christian Heeb
Nationalparks der USA: Death Valley, Kalifornien/Nevada
Am heißesten und trockensten Ort der USA entdecken Besucher bizarre Landschaften mit Salzpfannen, Dünenfeldern, Canyons, Vulkankratern und grünen Oasen.
Im Winter 1849 irrten 59 Siedler wochenlang im Kreis durch die Salzwüste, tranken aus Matschpfützen, schlachteten ihre Ochsen und verbrannten ihre Wagen. Nach zwei Monaten fand die völlig verzweifelte Gruppe endlich einen Ausweg aus dem staubtrockenen Talkessel, der sie fast umgebracht hatte. Auf dem Pass drehte sich eine Frau um und sagte "Goodbye, Death Valley" - und das heute weltberühmte Tal hatte seinen Namen.
Wie 40.000 andere waren die Pioniere vor 160 Jahren gestartet, um über Land nach Kalifornien zu reisen; kurz zuvor war dort Gold gefunden worden. In Salt Lake City hatten sie vom Old Spanish Trail gehört, der sie auch im Winter sicher durch die Bergketten führen sollte. Auf ihrer Karte schien es eine Abkürzung zu geben, die ihnen 500 Meilen des Weges sparen sollte und sie stattdessen ins Death Valley führte. Doch nur einer aus der Gruppe starb - ein alter Mann, der schon vorher krank geworden war.
Das Death Valley hat seinen Namen verdient: Es ist der heißeste und trockenste Ort der Vereinigten Staaten. Hier herrschten 1913 historische 57 Grad Lufttemperatur, das bedeutete damals Weltrekord. Auf dem Boden ist es noch einmal 40 Prozent heißer: Im Sommer 1972 registrierten Forscher über 93 Grad Celsius Bodentemperatur. Auch Menschen geraten hier binnen kürzester Zeit in Lebensgefahr. Die Luft flimmert still über der weißen Ebene, die hauptsächlich aus Natrumchlorid besteht, besser bekannt als Koch- oder Speisesalz.
Selbst unter den Wüsten ist das Death Valley extrem trocken. Im Durchschnitt fallen in Badwater 38 Millimeter Niederschlag pro Jahr. Selbst die Sahara bekommt 20 Prozent mehr Regen ab. In manchen Jahren gibt es sogar überhaupt keinen messbaren Niederschlag und wenn, dann schüttet es in nur wenigen Gewittern die gesamte Jahresration vom Himmel.
Das Tal des Todes weist noch ein anderes Extrem auf: Die Badwater-Salzpfanne liegt 86 Meter unter dem Meeresspiegel und ist damit der zweitniedrigste Punkt in der westlichen Hemisphäre. Die Berge der Amargosa und der Panamint Ranges umlagern bis zu 3.300 Meter hoch das Tal. Das führt dazu, dass die heiße Luft wie in einem Ofen gefangen bleibt. Gleichzeitig liegt das Death Valley in einem so genannten Regenschatten: Vier Bergketten - darunter die Sierra Nevada - schirmen es von der feuchten Pazifikluft ab.
Doch der größte US National Park südlich von Alaska besteht nicht nur aus einer der größten Salzpfannen der Welt. Dünenfelder, Canyons, Urzeitfische, Vulkankrater, Joshua Trees, grüne Oasen und geheimnisvolle wandernde Steine machen eine Reise durch die seltsame Welt des Death Valley zu einem der einprägsamsten Erlebnisse in Amerika.
Wer von Las Vegas kommt, fährt bei Shoshone in den National Park hinein. Zunächst geht es über den Salsberry und den Jubilee Pass in den Black Mountains hinunter nach Ashford Mill. Im Frühjahr nach den ersten Regen sind die Berghänge mit Desert Gold überzogen, einer Asternart, die das wenige Wasser nutzt, um die Hügel zartgelb anzuhauchen. Über 1.000 Pflanzenarten wachsen auch in diesem extremen Klima - die meisten davon allerdings in den Bergen, wo wesentlich mehr Regen fällt als in den Salzpfannen. Im Hintergrund erkennen wir schon die Berge der Panamint Range.
An den Grundmauern der alten Mühle befinden wir uns ungefähr auf Höhe des Meeresspiegels. Von hier bis Furnace Creek steht ein Minus vor der Höhenangabe. Die Mühle ist eines der Überbleibsel der Siedler, die hier vor allem Borax abgebaut haben, ein Mineral, das man heute noch in Seifen und Waschmitteln verwendet.
27 Meilen weiter nördlich erreichen wir die Badwater-Ebene, den tiefsten Punkt Nordamerikas. In dem riesigen Kassel zwischen den Bergketten breiten sich die Salzkristalle aus, soweit das Auge reicht - insgesamt über 500 Quadratkilometer.
Diese Kristalle sind teilweise die Überreste von riesigen Seen, die hier noch vor 10.000 Jahren existiert haben. Im Laufe der Zeit hat sich das Klima geändert. Aus einer fruchtbaren grünen Landschaft wurden Sümpfe und schließlich eine Wüste.
Heute ist das Wetter so trocken, dass sich der gigantische Grundwassersee, der unter Nevada, Utah und Teilen Kaliforniens liegt, langsam leert. In absehbarer Zeit werden die wenigen Quellen in den Bergen des Nationalparks auch noch versiegen.
Dann fällt uns die Struktur des Bodens auf: Die Erde ist immer in sechseckigen Formen aufgeplatzt. Später können wir von Dantes View aus erkennen: Die ungefähr zwei mal zwei Meter großen Sechsecke sind wiederum Teil viel größerer Sechsecke, die man nur von oben sehen kann. Wie Kacheln bedecken sie die Ebene.
Etwas weiter nördlich spannt sich die Natural Bridge über einen farbenfrohen Canyon - eine schöne Abwechslung nach dem hypnotischen Grau-Weiß der Pfanne. Dann kommen wir zur Straße zum Devils Golf Course. Die Ebene ist bedeckt mit Miniverwerfungen aus Fels und Salz. Geht man über die Kristalle, knirschen sie wie vereister Schnee. Der Ort ist nach einem Satz aus einem Reiseführer aus dem Jahr 1934 benannt. Dort stand, dass nur der Teufel hier Golf spielen könne.
Wir folgen der Straße weiter nach Norden und biegen auf den Highway 190 Richtung Zabriskie Point ab. An dem berühmten Aussichtspunkt kann man die Sonnenaufgänge am besten genießen. Wir aber fahren 13 Meilen weiter nach Dantes View: Aus 1.669 Metern Höhe kann man hier auf den Salzsee und hinüber bis zum 3.368 Meter hohen Telescope Peak blicken.
Von hier oben sieht das Salz auf dem Devils Golf Course aus wie eine riesige Schaumwelle, die an einen Strand flutet. Nach Regenfällen werden die Riesenbilder auf den Salzflächen wieder neu modelliert - manchmal bilden sich sogar temporäre Seen, die das Salz auflösen und eine blendend weiße Schicht zurücklassen, nachdem sie verdunstet sind.
Zurück auf der Hauptstraße, werfen wir einen kurzen Blick auf den Furnace Creek. Hier sprudelt die einzige Quelle der Gegend und versorgt zwei Resorts inklusive Swimming Pools. Auch Palmen, Mahagonibäume und Tamarisken wachsen hier. Es scheint uns, als hätten wir wochenlang keine Pflanzen gesehen.
Folgt man dem Highway 190 weiter und biegt an der Kreuzung mit der 374 nach links ab, kommt man zu den Mesquite Flat Dunes. In diesem Winkel zwischen den Bergen wird der Sand gefangen, der durch das Tal wirbelt, und zu 30 Meter hohen Dünen aufgeschichtet. Aus Zeitmangel müssen wir leider den Ubehebe-Krater und das Traumschloss Scottys Castle auslassen.
Wer tatsächlich noch Zeit und einen Sinn für nicht erklärbare Phänomene hat, sollte unbedingt zum Racetrack Playa hinausfahren. Dort bewegen sich bis zu 300 Kilogramm schwere Steine über eine schrundige Ebene und geben Wissenschaftlern seit 60 Jahren Rätsel auf.
Sie legen bis zu 200 Meter pro Winter zurück und hinterlassen tiefe Schleifspuren, die aussehen, als würden sie Rennen fahren. Doch wer oder was bewegt die Steine? Eine Theorie besagt, dass eine dünne Eisschicht im Winter genügt, um die Felsen durch heftige Windböen über die Oberfläche schliddern zu lassen. Beweise gibt es bisher nicht: Kein Mensch hat die geheimnisvollen Steine jemals in Bewegung gesehen.
Von Las Vegas über den Highway 160 und später 178 nach Westen Richtung Shoshone an der Südostgrenze des Parks. Von Los Angeles aus kann man die Interstate 15 nach Osten nehmen, dann bei Wrightwood auf den Highway 395 Richtung Norden abzweigen und schließlich die 178 nach Osten zum Park nehmen, den man dann von der Westseite erreicht.
Am angenehmsten ist das Klima im Frühling und Herbst, also rund um März und Oktober. Von November bis Februar herrschen durchschnittliche Temperaturen von 4 bis 24 Grad, von Mai bis September steigt die Hitze und die Durchschnittstemperaturen können an die 50 Grad heranreichen, während sie in der Nacht oft nicht unter 37 Grad fallen.
Es gibt vier Lodges im Park. Das Furnace Creek Inn, www.furnacecreekresort.com, ist das große Resort am Park-Hauptquartier. Ganz in der Nähe liegt die Furnace Creek Ranch, die unter derselben Telefonnummer und Homepage zu buchen ist. Außerdem gibt es das Stovepipe Wells Village, www.stovepipewells.com, in der Nähe der Mesquite-Dünen, und das Panamint Springs Resort am östlichen Ausgang des Parks, www.deathvalley.com. Daneben gibt es neun Campingplätze, hoch in den Bergen und 30 Meter unter dem Meeresspiegel. Infos und Reservierungen unter www.recreation.gov.
Infos zum Park unter www.nps.gov/deva
Ausgabe 1-2009
DER PARK
Im Winter 1849 irrten 59 Siedler wochenlang im Kreis durch die Salzwüste, tranken aus Matschpfützen, schlachteten ihre Ochsen und verbrannten ihre Wagen. Nach zwei Monaten fand die völlig verzweifelte Gruppe endlich einen Ausweg aus dem staubtrockenen Talkessel, der sie fast umgebracht hatte. Auf dem Pass drehte sich eine Frau um und sagte "Goodbye, Death Valley" - und das heute weltberühmte Tal hatte seinen Namen.
© Christian Heeb
Unwirtliche Salzwüste.
Das Death Valley hat seinen Namen verdient: Es ist der heißeste und trockenste Ort der Vereinigten Staaten. Hier herrschten 1913 historische 57 Grad Lufttemperatur, das bedeutete damals Weltrekord. Auf dem Boden ist es noch einmal 40 Prozent heißer: Im Sommer 1972 registrierten Forscher über 93 Grad Celsius Bodentemperatur. Auch Menschen geraten hier binnen kürzester Zeit in Lebensgefahr. Die Luft flimmert still über der weißen Ebene, die hauptsächlich aus Natrumchlorid besteht, besser bekannt als Koch- oder Speisesalz.
Selbst unter den Wüsten ist das Death Valley extrem trocken. Im Durchschnitt fallen in Badwater 38 Millimeter Niederschlag pro Jahr. Selbst die Sahara bekommt 20 Prozent mehr Regen ab. In manchen Jahren gibt es sogar überhaupt keinen messbaren Niederschlag und wenn, dann schüttet es in nur wenigen Gewittern die gesamte Jahresration vom Himmel.
© Christian Heeb
Am tiefsten Punkt des Tales.
Doch der größte US National Park südlich von Alaska besteht nicht nur aus einer der größten Salzpfannen der Welt. Dünenfelder, Canyons, Urzeitfische, Vulkankrater, Joshua Trees, grüne Oasen und geheimnisvolle wandernde Steine machen eine Reise durch die seltsame Welt des Death Valley zu einem der einprägsamsten Erlebnisse in Amerika.
EIN TAG IM PARK
Wer von Las Vegas kommt, fährt bei Shoshone in den National Park hinein. Zunächst geht es über den Salsberry und den Jubilee Pass in den Black Mountains hinunter nach Ashford Mill. Im Frühjahr nach den ersten Regen sind die Berghänge mit Desert Gold überzogen, einer Asternart, die das wenige Wasser nutzt, um die Hügel zartgelb anzuhauchen. Über 1.000 Pflanzenarten wachsen auch in diesem extremen Klima - die meisten davon allerdings in den Bergen, wo wesentlich mehr Regen fällt als in den Salzpfannen. Im Hintergrund erkennen wir schon die Berge der Panamint Range.
© Christian Heeb
Hoch über der Wüste.
Diese Kristalle sind teilweise die Überreste von riesigen Seen, die hier noch vor 10.000 Jahren existiert haben. Im Laufe der Zeit hat sich das Klima geändert. Aus einer fruchtbaren grünen Landschaft wurden Sümpfe und schließlich eine Wüste.
Heute ist das Wetter so trocken, dass sich der gigantische Grundwassersee, der unter Nevada, Utah und Teilen Kaliforniens liegt, langsam leert. In absehbarer Zeit werden die wenigen Quellen in den Bergen des Nationalparks auch noch versiegen.
Dann fällt uns die Struktur des Bodens auf: Die Erde ist immer in sechseckigen Formen aufgeplatzt. Später können wir von Dantes View aus erkennen: Die ungefähr zwei mal zwei Meter großen Sechsecke sind wiederum Teil viel größerer Sechsecke, die man nur von oben sehen kann. Wie Kacheln bedecken sie die Ebene.
Etwas weiter nördlich spannt sich die Natural Bridge über einen farbenfrohen Canyon - eine schöne Abwechslung nach dem hypnotischen Grau-Weiß der Pfanne. Dann kommen wir zur Straße zum Devils Golf Course. Die Ebene ist bedeckt mit Miniverwerfungen aus Fels und Salz. Geht man über die Kristalle, knirschen sie wie vereister Schnee. Der Ort ist nach einem Satz aus einem Reiseführer aus dem Jahr 1934 benannt. Dort stand, dass nur der Teufel hier Golf spielen könne.
© Christian Heeb
Spiegelung im Abendlicht
Von hier oben sieht das Salz auf dem Devils Golf Course aus wie eine riesige Schaumwelle, die an einen Strand flutet. Nach Regenfällen werden die Riesenbilder auf den Salzflächen wieder neu modelliert - manchmal bilden sich sogar temporäre Seen, die das Salz auflösen und eine blendend weiße Schicht zurücklassen, nachdem sie verdunstet sind.
Zurück auf der Hauptstraße, werfen wir einen kurzen Blick auf den Furnace Creek. Hier sprudelt die einzige Quelle der Gegend und versorgt zwei Resorts inklusive Swimming Pools. Auch Palmen, Mahagonibäume und Tamarisken wachsen hier. Es scheint uns, als hätten wir wochenlang keine Pflanzen gesehen.
Folgt man dem Highway 190 weiter und biegt an der Kreuzung mit der 374 nach links ab, kommt man zu den Mesquite Flat Dunes. In diesem Winkel zwischen den Bergen wird der Sand gefangen, der durch das Tal wirbelt, und zu 30 Meter hohen Dünen aufgeschichtet. Aus Zeitmangel müssen wir leider den Ubehebe-Krater und das Traumschloss Scottys Castle auslassen.
Wer tatsächlich noch Zeit und einen Sinn für nicht erklärbare Phänomene hat, sollte unbedingt zum Racetrack Playa hinausfahren. Dort bewegen sich bis zu 300 Kilogramm schwere Steine über eine schrundige Ebene und geben Wissenschaftlern seit 60 Jahren Rätsel auf.
Sie legen bis zu 200 Meter pro Winter zurück und hinterlassen tiefe Schleifspuren, die aussehen, als würden sie Rennen fahren. Doch wer oder was bewegt die Steine? Eine Theorie besagt, dass eine dünne Eisschicht im Winter genügt, um die Felsen durch heftige Windböen über die Oberfläche schliddern zu lassen. Beweise gibt es bisher nicht: Kein Mensch hat die geheimnisvollen Steine jemals in Bewegung gesehen.
ANREISE
Von Las Vegas über den Highway 160 und später 178 nach Westen Richtung Shoshone an der Südostgrenze des Parks. Von Los Angeles aus kann man die Interstate 15 nach Osten nehmen, dann bei Wrightwood auf den Highway 395 Richtung Norden abzweigen und schließlich die 178 nach Osten zum Park nehmen, den man dann von der Westseite erreicht.
REISEZEIT
Am angenehmsten ist das Klima im Frühling und Herbst, also rund um März und Oktober. Von November bis Februar herrschen durchschnittliche Temperaturen von 4 bis 24 Grad, von Mai bis September steigt die Hitze und die Durchschnittstemperaturen können an die 50 Grad heranreichen, während sie in der Nacht oft nicht unter 37 Grad fallen.
LODGING UND CAMPING
Es gibt vier Lodges im Park. Das Furnace Creek Inn, www.furnacecreekresort.com, ist das große Resort am Park-Hauptquartier. Ganz in der Nähe liegt die Furnace Creek Ranch, die unter derselben Telefonnummer und Homepage zu buchen ist. Außerdem gibt es das Stovepipe Wells Village, www.stovepipewells.com, in der Nähe der Mesquite-Dünen, und das Panamint Springs Resort am östlichen Ausgang des Parks, www.deathvalley.com. Daneben gibt es neun Campingplätze, hoch in den Bergen und 30 Meter unter dem Meeresspiegel. Infos und Reservierungen unter www.recreation.gov.
AUSKUNFT
Infos zum Park unter www.nps.gov/deva
Ausgabe 1-2009
© Text: AMERICA/Lukas Martin
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