© Christian%20Heeb
Nationalparks der USA: Denali, Alaska
Mit dem majestätischen Mount McKinley, zahlreichen Gletschern und seiner einzigartigen Tierwelt gilt der Denali National Park als Kronjuwel unter den Parks des amerikanischen Nordens.
Denali bedeutet in der Sprache der Ureinwohner "Der Große", und wenn der Wind den Wolkenvorhang aufbläst, dann besteht kein Zweifel mehr daran, wer gemeint sein könnte: Der 6.194 Meter hohe Mount McKinley, das Dach Nordamerikas und die Krone der Rocky Mountains, beherrscht seine Umgebung mit fast tyrannischer Präsenz. Bis in 400 Kilometer Entfernung zeigt sich der Gipfel.
Die meisten Besucher erleben ihre Abenteuer im 24.500 Quadratkilometer großen National Park entlang der Straße zum Wonder Lake. Privatautos sind hinter dem Savage River, 15 Kilometer innerhalb des Parks, tabu. Abgesehen von den Hundeschlitten, die im Winter mit Besuchern durch die Landschaft preschen, ist der Bus das einzige Transportmittel in die Wildnis des Denali.
Er funktioniert nach dem Hop-on-hop-off-System: Wer aussteigen will, um sich die Gegend zu erwandern, sagt einfach dem Fahrer Bescheid. Umgekehrt kann man die Busse überall entlang der Straße anhalten. Auch deshalb gilt der Denali als der am einfachsten zu erlebende National Park Alaskas.
Die Fahrt beginnt in der Taiga, dem endlosen Baumland auf Dauerfrostboden, der nur im Sommer teilweise aufweicht. Diese kurze Phase bringt ein seltsames Phänomen hervor, das nach 30 Kilometern an der Straße auftaucht. Im "betrunkenen Wald" neigen sich Fichten wild in alle Richtungen, als ob sie in der nächsten Sekunde ihr Gleichgewicht verlieren und der Länge nach hinschlagen würden. In heißen Sommern gerät der nasse Boden ins Rutschen und der Wald ins Taumeln.
Die Straße führt weiter, vorbei an Elchen, Karibus, schneeweißen Dall-Schafen und Grizzlys. Die Landschaft geht langsam in die Tundra über und wird jetzt von Moosen, Farnen und Sträuchern bestimmt. Vorbei an großartigen Aussichtspunkten steuert der Bus zum Muldrow Glacier, der den Forschern immer noch Rätsel aufgibt. Der Gletscher beginnt knapp unter dem Gipfel des Mount McKinley und zieht sich 55 Kilometer weit bis in die Ebene hinunter. Nur zweimal in den letzten 100 Jahren hat sich der Muldrow bewegt - dann aber blitzartig: Im Winter 55/56 breitete er sich fünf Kilometer aus. Bis heute weiß niemand genau, warum.
Schließlich endet die Straße am sechs Kilometer langen und 85 Meter tiefen Wonder Lake. Hier schwimmen Forellen, Seehechte und Aalquappen. Auch Elche trauen sich bis zum Hals ins kalte Wasser, um an die leckeren Wasserpflanzen zu kommen. Und manchmal taucht "Der Hohe" persönlich im See auf - das Spiegelbild des Mount McKinley im Wonder Lake gehört zu den faszinierendsten Szenen Alaskas.
Der Denali ist kein Wanderpark für unerfahrene Spaziergänger. Die unwegsame Wildnis und die überall umhertrottenden Grizzly-Bären machen das Wandern zur Herausforderung.
Die wenigen markierten Wege liegen in der Nähe des Parkeingangs und sind in Halbtages-Wanderungen zu bewältigen: Der Horseshoe Lake Trail, der steile Mt. Healy Overlook Trail oder der Triple Lakes Trail zu drei kleinen Seen.
Obwohl das Wandern abseits der Pfade fast im ganzen Park erlaubt ist, halten sich die meisten Trekker an die Straße zum Wonder Lake.
Gute Wandergelegenheiten gibt es auch in Kantishna im Herzen des Parks. Lodges im Ort veranstalten geführte Touren - eine empfehlenswerte Alternative. Grundsätzlich sollte man nicht alleine durch die Wildnis streifen.
Die erste September-Woche ist "Prime Time" im Denali National Park. Die Elche sind in der Brunft und die großen Bullen kommen an der Wonder Lake Road aus den Wäldern. In der von Privatautos befahrbaren Strecke zwischen dem Parkeingang und dem Savage River sollte man darauf achten, worauf die Profis mit ihren Riesenobjektiven zielen.
Die Bären halten sich in den Heidelbeerbüschen entlang des Sable-Passes auf. Biber bereiten im Herbst ihre Behausungen für den Winter vor und die Karibus weiden überall im Park - das schönste Motiv geben sie am Wonder Lake vor dem grandiosen Panorama der Alaska Range ab.
Auch die Fauna spielt ihre Rolle in dem spektakulären Herbststück: Die Tundra verfärbt sich in den grellsten Rot- und Gelbtönen und bildet den idealen Hintergrund für die Tiere. Vor allem am Parkeingang gibt es Espenwälder, deren Blätter knallgelb leuchten.
Doch Achtung: Der Herbst ist kurz. Manchmal bleiben nur wenige Tage, bevor der erste Schnee fällt und die Shuttlebusse eingestellt werden. Profis kommen Ende August nach Alaska und bleiben bis zum ersten Schneefall.
Der Park ist das ganze Jahr geöffnet. Der Shuttlebus auf der Wonder Lake Road nimmt seinen Dienst erst Ende Mai auf, fährt dann aber nur die Strecke bis nach Toklat. Fahrten an den Wonder Lake gibt es ab Anfang Juni bis Mitte September - immer vorausgesetzt, es liegt kein Schnee.
Mit dem Mietwagen ab Anchorage rund 380 Kilometer. Ab Fairbanks 190 Kilometer Richtung Südwesten auf dem Highway 3. Im Sommer Flüge ab Anchorage und Fairbanks und Züge der Alaska Railroad.
Zelten ist im Moment auf sechs Campingplätzen im Park möglich. Infos und Reservierung unter www.reservedenali.com. Die Denali Backcountry Lodge liegt im abgelegenen Kantishna inmitten der Wildnis, bietet aber trotzdem viel Komfort - zu saftigen Preisen. Infos unter www.denalibackcountrylodge.com. Die Denali Cabins befinden sich am Parkeingang, www.denali-cabins.com.
Infos zum Park unter www.nps.gov/dena
Ausgabe 2-2005
DER PARK
Denali bedeutet in der Sprache der Ureinwohner "Der Große", und wenn der Wind den Wolkenvorhang aufbläst, dann besteht kein Zweifel mehr daran, wer gemeint sein könnte: Der 6.194 Meter hohe Mount McKinley, das Dach Nordamerikas und die Krone der Rocky Mountains, beherrscht seine Umgebung mit fast tyrannischer Präsenz. Bis in 400 Kilometer Entfernung zeigt sich der Gipfel.
Die meisten Besucher erleben ihre Abenteuer im 24.500 Quadratkilometer großen National Park entlang der Straße zum Wonder Lake. Privatautos sind hinter dem Savage River, 15 Kilometer innerhalb des Parks, tabu. Abgesehen von den Hundeschlitten, die im Winter mit Besuchern durch die Landschaft preschen, ist der Bus das einzige Transportmittel in die Wildnis des Denali.
© Christian%20Heeb
Denali National Park: Heimat von Elchen.
Die Fahrt beginnt in der Taiga, dem endlosen Baumland auf Dauerfrostboden, der nur im Sommer teilweise aufweicht. Diese kurze Phase bringt ein seltsames Phänomen hervor, das nach 30 Kilometern an der Straße auftaucht. Im "betrunkenen Wald" neigen sich Fichten wild in alle Richtungen, als ob sie in der nächsten Sekunde ihr Gleichgewicht verlieren und der Länge nach hinschlagen würden. In heißen Sommern gerät der nasse Boden ins Rutschen und der Wald ins Taumeln.
Die Straße führt weiter, vorbei an Elchen, Karibus, schneeweißen Dall-Schafen und Grizzlys. Die Landschaft geht langsam in die Tundra über und wird jetzt von Moosen, Farnen und Sträuchern bestimmt. Vorbei an großartigen Aussichtspunkten steuert der Bus zum Muldrow Glacier, der den Forschern immer noch Rätsel aufgibt. Der Gletscher beginnt knapp unter dem Gipfel des Mount McKinley und zieht sich 55 Kilometer weit bis in die Ebene hinunter. Nur zweimal in den letzten 100 Jahren hat sich der Muldrow bewegt - dann aber blitzartig: Im Winter 55/56 breitete er sich fünf Kilometer aus. Bis heute weiß niemand genau, warum.
Schließlich endet die Straße am sechs Kilometer langen und 85 Meter tiefen Wonder Lake. Hier schwimmen Forellen, Seehechte und Aalquappen. Auch Elche trauen sich bis zum Hals ins kalte Wasser, um an die leckeren Wasserpflanzen zu kommen. Und manchmal taucht "Der Hohe" persönlich im See auf - das Spiegelbild des Mount McKinley im Wonder Lake gehört zu den faszinierendsten Szenen Alaskas.
WANDERN
Der Denali ist kein Wanderpark für unerfahrene Spaziergänger. Die unwegsame Wildnis und die überall umhertrottenden Grizzly-Bären machen das Wandern zur Herausforderung.
Die wenigen markierten Wege liegen in der Nähe des Parkeingangs und sind in Halbtages-Wanderungen zu bewältigen: Der Horseshoe Lake Trail, der steile Mt. Healy Overlook Trail oder der Triple Lakes Trail zu drei kleinen Seen.
Obwohl das Wandern abseits der Pfade fast im ganzen Park erlaubt ist, halten sich die meisten Trekker an die Straße zum Wonder Lake.
Gute Wandergelegenheiten gibt es auch in Kantishna im Herzen des Parks. Lodges im Ort veranstalten geführte Touren - eine empfehlenswerte Alternative. Grundsätzlich sollte man nicht alleine durch die Wildnis streifen.
FOTOGRAFIEREN
Die erste September-Woche ist "Prime Time" im Denali National Park. Die Elche sind in der Brunft und die großen Bullen kommen an der Wonder Lake Road aus den Wäldern. In der von Privatautos befahrbaren Strecke zwischen dem Parkeingang und dem Savage River sollte man darauf achten, worauf die Profis mit ihren Riesenobjektiven zielen.
Die Bären halten sich in den Heidelbeerbüschen entlang des Sable-Passes auf. Biber bereiten im Herbst ihre Behausungen für den Winter vor und die Karibus weiden überall im Park - das schönste Motiv geben sie am Wonder Lake vor dem grandiosen Panorama der Alaska Range ab.
Auch die Fauna spielt ihre Rolle in dem spektakulären Herbststück: Die Tundra verfärbt sich in den grellsten Rot- und Gelbtönen und bildet den idealen Hintergrund für die Tiere. Vor allem am Parkeingang gibt es Espenwälder, deren Blätter knallgelb leuchten.
Doch Achtung: Der Herbst ist kurz. Manchmal bleiben nur wenige Tage, bevor der erste Schnee fällt und die Shuttlebusse eingestellt werden. Profis kommen Ende August nach Alaska und bleiben bis zum ersten Schneefall.
REISEZEIT
Der Park ist das ganze Jahr geöffnet. Der Shuttlebus auf der Wonder Lake Road nimmt seinen Dienst erst Ende Mai auf, fährt dann aber nur die Strecke bis nach Toklat. Fahrten an den Wonder Lake gibt es ab Anfang Juni bis Mitte September - immer vorausgesetzt, es liegt kein Schnee.
ANREISE
Mit dem Mietwagen ab Anchorage rund 380 Kilometer. Ab Fairbanks 190 Kilometer Richtung Südwesten auf dem Highway 3. Im Sommer Flüge ab Anchorage und Fairbanks und Züge der Alaska Railroad.
UNTERKUNFT
Zelten ist im Moment auf sechs Campingplätzen im Park möglich. Infos und Reservierung unter www.reservedenali.com. Die Denali Backcountry Lodge liegt im abgelegenen Kantishna inmitten der Wildnis, bietet aber trotzdem viel Komfort - zu saftigen Preisen. Infos unter www.denalibackcountrylodge.com. Die Denali Cabins befinden sich am Parkeingang, www.denali-cabins.com.
AUSKUNFT
Infos zum Park unter www.nps.gov/dena
Ausgabe 2-2005
© Text: AMERICA/Lukas Martin
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
Nationalparks der USA: Gates of the Arctic, Alaska Artikel zeigen
Alaska - ein Kurzporträt Artikel zeigen
Nationalparks der USA: Kenai Fjords, Alaska Artikel zeigen
Alaska: Wilde Schönheit Denali Artikel zeigen
Nationalparks der USA: Yosemite, Kalifornien Artikel zeigen