© Christian Heeb
Upstate New York: Sanft aber herzlich
Räucherstäbchen in Woodstock
"Hippies welcome", "Hippies use back door" - auf einem anderen Schild steht: "Care Organization for stranded Hippies." Solche Anzeichen von Selbstironie finden sich an manchem Geschäft in Woodstock, der wohl berühmtesten Kleinstadt der Welt - dank eines Musikfestivals, das hier nie stattfand. Zwar befand sich das Studio des Veranstalters Michael Lang in Woodstock, doch das Festivalgelände lag rund 50 Meilen südöstlich auf einer Farm bei Bethel. Im August 1969 trafen sich hier rund 400.000 Musikfans.
Wer Woodstock heute besucht, taucht nach wie vor in den Duft von Räucherstäbchen ein. "The Studio of Light", "Dharmaware Gift Shop", "Gnosis Magick Supply", "Tarot Readings" - ein typischer Laden in Woodstock verkauft Batikdecken, nachgedruckte Konzertposter aus den 1960er und 70er Jahren, Hängematten und Wasserpfeifen sowie T-Shirts von Bob Dylan, Jimi Hendrix und Janis Joplin.
Aktive Künstlerkolonie
Der Ort verwaltet sein Erbe gewinnbringend. Während die erste Hippiegeneration unter den rund 6.000 Einwohnern auf 70 zugeht, pilgern nach wie vor junge Männer mit Gitarren nach Woodstock, um auf Parkbänken auf ihrem Instrument zu zupfen. Auf dem Village Green findet jeden Sonntag von 16 bis 18 Uhr der Woodstock Open Drum Circle statt - trommeln für den Weltfrieden, jeder ist willkommen.
Woodstock lebt, ist heute wie einst eine aktive Künstlerkolonie und weist als solche dann doch wieder weit über die Ära der Beatniks hinaus. In der Tradition der Hudson River School waren und sind vor allem in Woodstocks Künstlergemeinde Byrdcliffe die Künste zuhause, leben hier Maler, Schriftsteller und Musiker. Heute durchziehen zahlreiche Galerien das Dorf und machen Woodstock allein für einen Kunstbummel zu einem lohnenden Ziel.
Die Catskills ringsum aber sind ganz die alten geblieben - getreu dem Motto "Forever Wild", das für den Catskill Park, seine Wälder, Seen und Flüsse, den höchsten Schutzfaktor des Staates New York bedeutet. Hier entstand einst das Selbstverständnis einer jungen amerikanischen Nation, die sich über ihre Naturschätze definierte, wie sie die europäischen Vor- und Feindbilder nicht zu bieten hatten. Nicht zuletzt aber liegt in den Catskills, dem diesseitigen Garten Eden des 19. Jahrhunderts, die Keimzelle des amerikanischen Naturschutzgedankens, aus dem später zahlreiche Nationalparks und State Parks hervorgegangen sind.
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© Text: Hannes Klug
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