© Christian Heeb
Nationalparks der USA: Joshua Tree, Kalifornien
Eine markante Yucca-Art und ihr Lebensraum steht im Mittelpunkt des Yoshua Tree National Parks in einer spannenden Wüstenlandschaft.
Der Joshua Tree National Park hält weit mehr bereit, als sein Name verrät: Hier geht es nicht nur um eine Monokultur eigenartiger Bäume. Im Park treffen zwei Wüsten mit völlig verschiedenen Tieren und Pflanzen aufeinander. Die Colorado-Wüste, Teil der Sonoran Desert, bedeckt den östlichen Abschnitt des Parks. Er liegt unter 1.000 Metern Höhe und heizt sich stärker auf als der Norden und Westen. Dort breitet sich die höher gelegene Mojave-Wüste aus, die kühler und feuchter, damit auch lebendiger und abwechslungsreicher ist.
Mittelpunkt des Ökosystems dieser Hochwüste ist die Yucca Brevifolia. Als die Mormonen auf ihrem Treck nach Westen durch Südkalifornien zogen, wollten sie im oft weit verästelten Baum den heiligen Joshua erkennen, der seine Arme zum Himmel streckt. Sie tauften die Yucca-Art Joshua Tree.
Der Baum dominiert nicht nur die weiten Flächen zwischen den Felsklötzen, sondern er ist der Mittelpunkt einer komplexen Lebensgemeinschaft. Der schattige Boden unter dem Joshua Tree gibt Insekten und Ameisen Zuflucht vor der sengenden Hitze. Das lockt 25 verschiedene Vogelarten an, die im Baum nisten, wie zum Beispiel den agilen Schwarzbrust-Trupial. Andere kommen regelmäßig zur Jagd.
Tote Bäume werden lebendiger denn je: Termiten zermürben den Stamm und werden von einem Night Lizard verspeist. Die unvorsichtige Eidechse wird dann das Opfer einer Eule, die sich wiederum vor Koyoten oder Rotluchsen in Acht nehmen muss.
Seine bizarre Form entwickelt der Joshua Tree in Regenjahren. Bekommt der Baum genug Wasser, kann er grünweiße Blüten bilden, aus denen die neuen Äste sprießen. In extrem trockenen Gebieten haben die Bäume weniger Arme. Bis zu 13 Meter wird der Joshua Tree hoch. Das ist das Limit ? nicht nur, weil die Yuccas so langsam wachsen, sondern weil die Pflanzen kopflastig werden. Die flachen Wurzeln können die schweren Kronen irgendwann nicht mehr balancieren und der Yuccabaum kippt um.
Am besten beginnt man die Erkundung des Parks an seinem Nordrand in Twentynine Palms. Hier liegt das Oasis Visitor Center und man bekommt einen ersten Überblick über die Flora und Fauna, die Geschichte und Geologie der Wüsten. Die Angestellten verteilen Broschüren, anhand derer man sich die bedeutendsten Pflanzen erschließen kann.
Das Center liegt an einem grünen Flecken in der Wüste, der Oasis of Mara. Unter den Fächerpalmen und Frémont-Pappeln lässt sich die Hitze ertragen und das Gezwitscher der Vögel, die hier nisten, bringt Leben in die triste Umgebung.
Das Wasser lockte immer auch Menschen an: Indianer hatten hier ihre Zelte aufgeschlagen, später campierten Goldgräber auf diesen Inseln im Wüstenmeer. Fünf weitere Oasen liegen innerhalb des Parks. Von der Oasis of Mara stechen kurze Naturlehrpfade in die Wüste, die von großen, im Morgenlicht blutroten Granitmonolithen durchsetzt ist.
Vorbei an den Pinto Mountains im Osten fährt man in den Park hinein. Nach fünf Meilen führt die Abzweigung nach links auf die Pinto Basin Road. Durch den Wilson Canyon erreicht man die Übergangszone der beiden Wüstensysteme und rollt von der Mojave in die Colorado Desert hinunter. Das Pinto Basin ist ein ausgetrocknetes Flussbett, dem Creosote-Büsche ein Gesicht geben. Im Frühling verbreiten dessen zitronengelbe Blüten einen angenehm scharfen Duft in der Wüste. 6,5 Kilometer hinter der Abzweigung taucht der Cholla Cactus Garden auf, ein romantisch abgelegener Fleck. Vorsicht: Der Namensgeber besitzt Stacheln, die auch abfallen und an den Besuchern hängen bleiben können.
Beim Ocotillo Patch zwei Meilen weiter dörren hunderte von großen Wüstenpflanzen vor sich hin und strecken ihre grauen Stacheln in den Himmel. Nach dem Frühjahrsregen entwickelt der Ocotillo Chillischoten-rote Blüten an den Enden seiner Schlangenarme.
Folgt man der Straße weiter, gelangt man zum Südausgang des Parks, wir aber drehen um und fahren zum White Tank Campingplatz zurück. Dort geht ein 500 Meter langer Weg ab, der die Geologie erläutert und die Entstehung der Felsbögen illustriert.
Zurück an der Abzweigung, geht es links in die Mojave-Wüste hinein, immer auf die riesigen Granitfelsen zu. Am 800 Millionen Jahre alten Jumbo Rock hängen meist Freeclimber - Joshua Tree gilt als eines der schwierigsten Klettergebiete in den USA. Am Skull Rock vorbei fährt man zum Hidden Valley. Mit etwas Fantasie kann man in den Felsformen Tiere, Gesichter oder geometrische Formen erkennen. Hier halten die Besucher zum Campen und Picknicken, umgeben von bis zu 200 Jahre alten Joshua Trees.
Wer noch Zeit hat, fährt die Panoramastraße zum Keys View hinauf. In 1.580 Metern Höhe kann man an klaren Tagen über das Coachella Valley, den Salton Sea und die Sonoran Desert nach Mexiko hineinschauen. Wieder zurück auf dem Park Boulevard, verlässt man durch den Yucca-Wald am Westeingang den Park und landet schließlich im Ort Joshua Tree.
Der beliebteste Wanderweg ist der drei Kilometer lange Hidden Valley Trail. Durch ein Felslabyrinth führt er zu einem Ort, an dem Viehdiebe einst die erbeuteten Rinder versteckten. An seinem Ende muss man über Felsen klettern.
Vom Hidden-Valley-Campingplatz gehen auch längere Wanderwege ab, die meist ins Queen Valley führen. Dort verlaufen ausgezeichnete Mountainbikerouten auf Pfaden, die schon die Goldgräber nutzten. In der Nähe liegt auch die restaurierte Keys Ranch, die ein Siedler Anfang des letzten Jahrhunderts errichtet hat. Man kann sie nur auf geführten Wanderungen besuchen. Tickets sind im Oasis Vistor Center zu bekommen oder unter 1 (760) 367-5555 zu reservieren. Andere Bike-Routen starten am Cottonwood Visitor Center im Süden.
Der California Hiking and Riding Trail führt über 50 Kilometer durch den Park - er steht auch Fahrradfahrern teilweise offen. Von Oktober bis Mitte Dezember und von Februar bis Mai bieten Ranger kostenlose Führungen an. Kletterer können sich auf 4.500 begangenen Routen der unterschiedlichsten Schwierigkeitsgrade austoben.
Im Frühling und Herbst herrschen im Park angenehme Temperaturen zwischen 10 und 29 Grad. Sie sinken im Winter bis zum Gefrierpunkt, in den höheren Parkgegenden fällt sogar Schnee. Im Sommer wird es über 40 Grad heiß, auch in der Nacht kühlt es kaum unter 25 Grad ab. Dann ist die Landschaft wesentlich weniger attraktiv als im März oder April, wenn die Mojavewüste erblüht.
Joshua Tree National Park liegt 225 Kilometer östlich von Los Angeles und ist über den Highway 62 und die Interstate 10 zu erreichen. Die Interstate führt am Südeingang vorbei, der Highway durch Joshua Tree und Twentynine Palms, die am West- bzw. Nordeingang liegen.
Im Park gibt es neun Campingplätze. Black Rock, Indian Cove, Sheep Pass und Cotton Wood können unter www.recreation.gov oder 1-877-444-6777 gebucht werden. Für den Rest gilt: first come, first serve. Die nächsten Lodges gibt es in Twentynine Palms.
Infos zum Park unter www.nps.gov/jotr
Ausgabe 6-2005
DER PARK
Der Joshua Tree National Park hält weit mehr bereit, als sein Name verrät: Hier geht es nicht nur um eine Monokultur eigenartiger Bäume. Im Park treffen zwei Wüsten mit völlig verschiedenen Tieren und Pflanzen aufeinander. Die Colorado-Wüste, Teil der Sonoran Desert, bedeckt den östlichen Abschnitt des Parks. Er liegt unter 1.000 Metern Höhe und heizt sich stärker auf als der Norden und Westen. Dort breitet sich die höher gelegene Mojave-Wüste aus, die kühler und feuchter, damit auch lebendiger und abwechslungsreicher ist.
© Christian Heeb
Der Joshua Tree ist eine Yucca-Art.
Der Baum dominiert nicht nur die weiten Flächen zwischen den Felsklötzen, sondern er ist der Mittelpunkt einer komplexen Lebensgemeinschaft. Der schattige Boden unter dem Joshua Tree gibt Insekten und Ameisen Zuflucht vor der sengenden Hitze. Das lockt 25 verschiedene Vogelarten an, die im Baum nisten, wie zum Beispiel den agilen Schwarzbrust-Trupial. Andere kommen regelmäßig zur Jagd.
Tote Bäume werden lebendiger denn je: Termiten zermürben den Stamm und werden von einem Night Lizard verspeist. Die unvorsichtige Eidechse wird dann das Opfer einer Eule, die sich wiederum vor Koyoten oder Rotluchsen in Acht nehmen muss.
Seine bizarre Form entwickelt der Joshua Tree in Regenjahren. Bekommt der Baum genug Wasser, kann er grünweiße Blüten bilden, aus denen die neuen Äste sprießen. In extrem trockenen Gebieten haben die Bäume weniger Arme. Bis zu 13 Meter wird der Joshua Tree hoch. Das ist das Limit ? nicht nur, weil die Yuccas so langsam wachsen, sondern weil die Pflanzen kopflastig werden. Die flachen Wurzeln können die schweren Kronen irgendwann nicht mehr balancieren und der Yuccabaum kippt um.
© Christian Heeb
Bis zu 13 Meter hoch: Joshua Tree.
EIN TAG IM PARK
Am besten beginnt man die Erkundung des Parks an seinem Nordrand in Twentynine Palms. Hier liegt das Oasis Visitor Center und man bekommt einen ersten Überblick über die Flora und Fauna, die Geschichte und Geologie der Wüsten. Die Angestellten verteilen Broschüren, anhand derer man sich die bedeutendsten Pflanzen erschließen kann.
Das Center liegt an einem grünen Flecken in der Wüste, der Oasis of Mara. Unter den Fächerpalmen und Frémont-Pappeln lässt sich die Hitze ertragen und das Gezwitscher der Vögel, die hier nisten, bringt Leben in die triste Umgebung.
Das Wasser lockte immer auch Menschen an: Indianer hatten hier ihre Zelte aufgeschlagen, später campierten Goldgräber auf diesen Inseln im Wüstenmeer. Fünf weitere Oasen liegen innerhalb des Parks. Von der Oasis of Mara stechen kurze Naturlehrpfade in die Wüste, die von großen, im Morgenlicht blutroten Granitmonolithen durchsetzt ist.
Vorbei an den Pinto Mountains im Osten fährt man in den Park hinein. Nach fünf Meilen führt die Abzweigung nach links auf die Pinto Basin Road. Durch den Wilson Canyon erreicht man die Übergangszone der beiden Wüstensysteme und rollt von der Mojave in die Colorado Desert hinunter. Das Pinto Basin ist ein ausgetrocknetes Flussbett, dem Creosote-Büsche ein Gesicht geben. Im Frühling verbreiten dessen zitronengelbe Blüten einen angenehm scharfen Duft in der Wüste. 6,5 Kilometer hinter der Abzweigung taucht der Cholla Cactus Garden auf, ein romantisch abgelegener Fleck. Vorsicht: Der Namensgeber besitzt Stacheln, die auch abfallen und an den Besuchern hängen bleiben können.
Beim Ocotillo Patch zwei Meilen weiter dörren hunderte von großen Wüstenpflanzen vor sich hin und strecken ihre grauen Stacheln in den Himmel. Nach dem Frühjahrsregen entwickelt der Ocotillo Chillischoten-rote Blüten an den Enden seiner Schlangenarme.
Folgt man der Straße weiter, gelangt man zum Südausgang des Parks, wir aber drehen um und fahren zum White Tank Campingplatz zurück. Dort geht ein 500 Meter langer Weg ab, der die Geologie erläutert und die Entstehung der Felsbögen illustriert.
Zurück an der Abzweigung, geht es links in die Mojave-Wüste hinein, immer auf die riesigen Granitfelsen zu. Am 800 Millionen Jahre alten Jumbo Rock hängen meist Freeclimber - Joshua Tree gilt als eines der schwierigsten Klettergebiete in den USA. Am Skull Rock vorbei fährt man zum Hidden Valley. Mit etwas Fantasie kann man in den Felsformen Tiere, Gesichter oder geometrische Formen erkennen. Hier halten die Besucher zum Campen und Picknicken, umgeben von bis zu 200 Jahre alten Joshua Trees.
Wer noch Zeit hat, fährt die Panoramastraße zum Keys View hinauf. In 1.580 Metern Höhe kann man an klaren Tagen über das Coachella Valley, den Salton Sea und die Sonoran Desert nach Mexiko hineinschauen. Wieder zurück auf dem Park Boulevard, verlässt man durch den Yucca-Wald am Westeingang den Park und landet schließlich im Ort Joshua Tree.
AKTIVITÄTEN
Der beliebteste Wanderweg ist der drei Kilometer lange Hidden Valley Trail. Durch ein Felslabyrinth führt er zu einem Ort, an dem Viehdiebe einst die erbeuteten Rinder versteckten. An seinem Ende muss man über Felsen klettern.
Vom Hidden-Valley-Campingplatz gehen auch längere Wanderwege ab, die meist ins Queen Valley führen. Dort verlaufen ausgezeichnete Mountainbikerouten auf Pfaden, die schon die Goldgräber nutzten. In der Nähe liegt auch die restaurierte Keys Ranch, die ein Siedler Anfang des letzten Jahrhunderts errichtet hat. Man kann sie nur auf geführten Wanderungen besuchen. Tickets sind im Oasis Vistor Center zu bekommen oder unter 1 (760) 367-5555 zu reservieren. Andere Bike-Routen starten am Cottonwood Visitor Center im Süden.
Der California Hiking and Riding Trail führt über 50 Kilometer durch den Park - er steht auch Fahrradfahrern teilweise offen. Von Oktober bis Mitte Dezember und von Februar bis Mai bieten Ranger kostenlose Führungen an. Kletterer können sich auf 4.500 begangenen Routen der unterschiedlichsten Schwierigkeitsgrade austoben.
REISEZEIT
Im Frühling und Herbst herrschen im Park angenehme Temperaturen zwischen 10 und 29 Grad. Sie sinken im Winter bis zum Gefrierpunkt, in den höheren Parkgegenden fällt sogar Schnee. Im Sommer wird es über 40 Grad heiß, auch in der Nacht kühlt es kaum unter 25 Grad ab. Dann ist die Landschaft wesentlich weniger attraktiv als im März oder April, wenn die Mojavewüste erblüht.
ANREISE
Joshua Tree National Park liegt 225 Kilometer östlich von Los Angeles und ist über den Highway 62 und die Interstate 10 zu erreichen. Die Interstate führt am Südeingang vorbei, der Highway durch Joshua Tree und Twentynine Palms, die am West- bzw. Nordeingang liegen.
UNTERKUNFT
Im Park gibt es neun Campingplätze. Black Rock, Indian Cove, Sheep Pass und Cotton Wood können unter www.recreation.gov oder 1-877-444-6777 gebucht werden. Für den Rest gilt: first come, first serve. Die nächsten Lodges gibt es in Twentynine Palms.
AUSKUNFT
Infos zum Park unter www.nps.gov/jotr
Ausgabe 6-2005
© Text: AMERICA/Lukas Martin
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