© Christian Heeb
Nationalparks der USA: Bryce Canyon, Utah
Eine Millionen Jahre alte Landschaft aus skurril geformten Felsnadeln und -türmen machen den Bryce Canyon zu einem der beliebtesten Parks im Südwesten.
Die Wahrheit zuerst: Das Herz des Bryce Canyon National Parks ist gar kein Canyon. Genau genommen. Es ist eine 650 Meter hohen Abbruchkante, in die Flüsse mehrere gigantische Amphitheater hineingerieben haben - aber keine Schlucht. Seine Anziehungskraft mindert das kein bisschen: Der Bryce Canyon gilt zusammen mit dem Grand Canyon als der attraktivste Park im Südwesten. In den kilometerweiten, rotgelb leuchtenden Amphitheatern führen skurrile Felskolosse Balanceakte auf, die von Jahr zu Jahr artistischer werden.
Die unwirtliche Region ist schon seit tausenden von Jahren bewohnt: Die ersten waren die Ur-Indianer, die Anasazi. Der Bryce Canyon übte auf sie jene Wirkung aus, die auch die heutigen Besucher erleben: Er flößte Ehrfurcht ein und inspirierte die Phantasie. Noch heute erzählen ihre Nachfahren, die Paiute-Indianer, ihre eigene, bunte Geschichte, wie dieser Felsengarten im Süden Utahs zusammengewürfelt wurde: Vor den Indianern lebten die Legendenmenschen im Bryce Canyon, das waren Vögel, Eidechsen und andere Tiere, die wie Menschen aussahen.
Diese Legenden-Menschen waren schlecht, deshalb verwandelte sie Coyote in Stein. Und genauso sind sie heute noch zu sehen: Manche stehen Schlange, andere sitzen auf dem Boden, einige halten sich aneinander fest. Ihre Gesichter sind rot bemalt, wie damals.
Aus der nüchternen Sicht westlicher Forscher ist der Bryce Canyon die oberste Schicht des Grand Staircase, der Großen Treppe, die im Grand Canyon beginnt, sich über den Zion National Park ausfaltet und auf 2.700 Metern im Bryce Canyon Nationalpark endet. Zusammen dokumentieren die Sedimentschichten mehr Erdgeschichte als jeder andere Ort der Erde: 600 Millionen Jahre.
Die unterste, graubraune Sandsteinschicht besteht aus Algen und Schlamm eines Meeres, das sich hier 60 Millionen Jahre lang ausgebreitet hat. Darüber liegt eine rosa leuchtende Lage: Eisenhaltige Sedimente, die Flüsse in die Seenplatte gespült haben, die zu der Zeit die Oberfläche bedeckte, als die Saurier ausstarben. Vor etwa zehn Millionen Jahren drehten und zerrten Kräfte aus dem Erdinneren an den Felsen und hoben sie auf fast 3.000 Meter an.
Flüsse, Schmelzwasser, Frost und Hitze zerklüften seitdem die Felslandschaft, bis nur noch die schmalen Felsminarette übrig bleiben, die so genannten Hodoos. Erst stehen sie zu Klumpen zusammengebacken da, dann lösen sie sich über zehntausende von Jahren voneinander. Aber auch sie stürzen irgendwann um und bedecken als Felsbrei den Boden. Bis dahin gehören sie zu den faszinierendsten Naturphänomenen der Welt und nirgendwo findet man so viele wie im Bryce Canyon National Park.
Normale Felsnadeln wirken gegen die Hoodoos fast schon brav. Auf bis zu 60 Metern Höhe balancieren dürre Strohhalme tonnenschwere Felsklötze. Die exzentrischen Steintürme haben nicht nur die Phantasie der Indianer angestachelt: Sie tragen Namen wie "Indianerprinzessin", "Die drei Weisen" und "E.T."? Jedes Jahr strömen 1,5 Millionen Menschen in den Bryce Canyon, um die Schönheit der vom Eis zersprengten Ablagerungen aus der tiefen Erdgeschichte zu bewundern, die von langen Kerben durchzogen sind - diese tiefen Furchen scheinen den gesamten, gewaltigen Abhang in lebhafte Bewegung zu versetzen.
An den Hängen der Randstufe lässt sich nicht nur die Erdgeschichte, sondern auch die unterschiedliche Vegetation auf verschiedenen Höhenstufen studieren. In den tieferen Lagen dominieren Wachholder- und Kiefernbüsche, auf der nächsten Stufe wachsen Pondorosa-Eichen und ganz oben Tannen, Fichten, Espen und eine ganz besondere Attraktion des Parks: Die bis zu 1.700 Jahre alten Kiefern zählen zu den ältesten Organismen der Welt und verzwirbeln sich in die aberwitzigsten Formen. Sogar ihre Nadeln können 45 Jahre alt werden.
Es empfiehlt sich, sehr früh zu starten - im Sommer bilden sich Staus und die Parkplätze laufen über. Am attraktivsten wirkt der Sonnenaufgang vom Bryce Point aus, dem höchsten Aussichtspunkt am Rand des berühmten Bryce Amphitheaters. Dafür fährt man vom Visitor Center auf der Panoramastraße sechs Kilometer nach Südwesten und geht zu Fuß an die Abbruchkante.
Schon bevor die Sonne über den Rand der höchsten Ebene Nordamerikas scheint, beginnen die Felsen zu glühen: Zuerst die Spitzen der Hoodoos, die wie von Antoni Gaudí geschaffene Orgelpfeifen in einer Reihe stehen. Schließlich brennt das gesamte Tal, die braun-gelb-rostroten Gesteinsbänder leuchten, kontrastiert von tausend Schatten zwischen den Felstrümmern.
Jetzt werden die bizarrsten Sandsteingebilde am schärfsten aus der Dunkelheit herausgeschält: die Grottos, die flachen Höhlen unter dem Rand der Bruchkante; der Alligator, ein fast abgetragener Berg, der wie ein Reptil aussieht; das Sinking Ship, das seit Millionen von Jahren mit Schlagseite untergeht.
Jetzt fährt man auf der Panoramastraße zurück zum Inspiration Point. Der andere Winkel schafft einen neuen, eindrucksvollen Blick auf das Amphitheater. Von hier aus kann man auch zum Städtchen Tropic hinüberschauen. In seiner Nähe siedelte 1875 der Schotte Ebenezer Bryce mit seiner Frau Mary. Er zog zwar fünf Jahre später nach Arizona, der Name aber blieb. Wie auch sein trockenes Urteil zum Naturwunder: "It's a hell of a place to lose a cow."
Nur 1,5 Kilometer weiter liegt der Sunset Point. Links ragt Thor's Hammer empor, der berühmteste Hoodoo im Park. Rechts unten liegt die Silent City, ein Labyrinth aus Schluchten, durchzogen von Mauern und Türmen, die wie eine längst verlassene Stadt wirken.
Der Sunset Point ist wahrscheinlich der beste Platz für Fotos im gesamten Park, weil man so viele Motive auf einmal vor die Linse bekommt. Der ideale Standpunkt bei Sonnenuntergang ist das Schild rechts vom Schwarzen Brett. Wenn man die Kamera auf den Bryce Point richtet, fängt man das Licht auf der Wall Street und den Hodoos ein.
Wer jetzt noch mindestens drei Stunden Zeit hat, kann sich auf die zwölf Kilometer lange Strecke zum Rainbow Point machen, dem westlichen Außenposten des Parks. Am Visitor Center folgt man der Panoramastraße, lässt Sunset und Inspiration Point links liegen und fährt langsam aus der Region der Pondorosa-Kiefern in die Sphäre der Douglastannen und Colorado-Fichten hinauf.
Am Fairview Point hat man einen weiten Blick auf die Table Cliffs, die drüben am Nordrand des Grand Canyons aufragen. Nach 3,5 Kilometern gelangt man zur Natural Bridge, einem 28 Meter hohen Felsbogen.
Die Straße endet am Rainbow Point, wo man am höchsten Punkt des Parks (2.784 Meter) unter dichten Tannen picknicken kann. Ein Pfad führt hinüber zum Yovimpa Point. Von hier aus sieht man die unterschiedlichen Gesteinsschichten, die nach ihren Farben Pink, Gray, Vermillion und Chocolate heißen.
Die uralten Kiefern wachsen hier in einer Urlandschaft: Hier ist es angeblich so still wie in einem gedämmten Tonstudio. Durch die besonders reine Höhenluft hat man einen atemberaubenden Blick bis nach Arizona und New Mexico hinein.
90 Kilometer Wanderwege eröffnen die Felswelt des mit 145 Quadratkilometern relativ kleinen Parks von unten. Der kürzeste Weg in die Tiefe ist der Navajo Loop Trail, der am Sunset Point auf Serpentinen steil hinunterführt. Er bietet tolle Fotomöglichkeiten bei "Thor's Hammer". Unten am Boden geht man durch die majestätische Wall Street, wo zwischen den haushohen Felsen bis zu 700 Jahre alte Tannen wachsen - ein tolles Weitwinkelmotiv vor blauem Himmel und rotem Stein.
An der Kreuzung wechselt man am besten auf den Queens Garden Trail. Er hat seinen Namen von einer Sandsteinformation bekommen, die angeblich der auf ihrem Thron sitzenden Queen Victoria ähnelt. Vom Fuß der Felsen steigt man am Sunrise Point wieder auf das Plateau hinauf.
Die Königin unter den Trails ist aber der neun Kilometer lange, nicht zu schwere Rim Trail von Bryce Point bis Fairyland Point. Entlang seiner Route kann man die schönsten Aussichtspunkte der Hochebene abklappern. Wer einsamere Orte sucht, wird auf dem Riggs Spring Loop Trail fündig, der am äußersten Ende des Parks vom Yovimpa Point startet und auf 14 Kilometern durch Wälder und Felslandschaft führt.
Pumas sind die größten Katzen Nordamerikas, aber auch im Bryce Canyon Nationalpark zeigen sie sich sehr, sehr selten. Die meisten Begegnungen finden für einen Wimpernschlag im Schweinwerferlicht des Wagens statt - Pumas sind nachts und im Winter besonders aktiv. Der beste Trick, ihnen auf die Spur zu kommen, ist auf kreisende Geier zu achten. Es besteht eine gute Chance, dass sie das Nahrungsversteck eines Pumas entdeckt haben. Man sollte aber auf jeden Fall in sicherer Entfernung bleiben: Ein ausgewachsener Puma wiegt 75 Kilo und kann einen Menschen töten, wenn er sich bedroht fühlt.
Viel friedlicher sind die Präriehunde, die man vor allem auf den Wiesen am Straßenrand im nördlichen Teil des Parks beobachten kann. Um ihre Überlebenschancen zu vergrößern, leben die Nagetiere in großen Gemeinschaften. In ihren Erdlöchern sind sie vor Falken, Adlern und Kojoten geschützt - wenn sich Wiesel und Dachse nähern, sitzen sie in der Falle. Deshalb stehen immer ein paar Wachtposten aufrecht auf ihren Hinterpfoten, um mit einem Bellen vor gefährlichen Eindringlingen zu warnen. Präriehunde können sich bis zu 35 Zentimeter hoch aufrichten und spähen mit ihren ständig hin- und herruckelnden Köpfen über Gras und Salbeipflanzen hinweg.
Außerdem kann man in Bryce Canyon Maultierhirsche und 175 Vogelarten beobachten
Die zwei Campingplätze am Sunset und Sunrise Point sind in der Saison oft schnell belegt. Im nahe gelegenen Ruby's Inn (www.rubysinn.com) gibt es eine perfekte Infrastruktur für Touristen. Auf dem komfortablen Campingplatz kann man auch im Tipi übernachten. Wer den großen Rummel scheut, sollte sich eine Unterkunft in Tropic suchen, dort gibt es neben vielen preiswerten Motels auch B&Bs, zum Beispiel das Bullberry's Inn Bed & Breakfast, www.bullberryinn.com.
Das Klima im Bryce Canyon Nationalpark ist eine Mischung aus Wüste und Hochgebirge. Im Sommer können Temperaturen von weit über 30 Grad Celsius die Wanderung zu einer Tortur machen, im Winter liegt der Park monatelang unter einer Schneedecke. Es kann von Oktober bis April schneien, dann werden im Visitor Center kostenlos Schneeschuhe verliehen. Der Park schließt im Winter bereits um 16.30 Uhr.
Von Mai bis September wird es tagsüber sehr warm - aber Vorsicht: In den Nächten kann es auch im Juli noch kühl werden (fünf bis acht Grad). Hauptsaison ist von Mitte Juni bis Labour Day (erster Montag im September) - 80 Prozent der Touristen kommen in diesen 12 Wochen.
Von Norden oder Süden auf dem US-Highway 89, dann auf dem Utah Highway 12 nach Osten bis zur Kreuzung mit dem Highway 63. Von dort auf der 63 nach Süden, nach fünf Kilometern erreicht man den Parkeingang. Der Bryce Canyon Airport wird von Las Vegas aus angeflogen, das 430 Kilometer entfernt liegt.
Infos zum Park unter www.nps.gov/brca
Ausgabe 3-2006
DER PARK
Die Wahrheit zuerst: Das Herz des Bryce Canyon National Parks ist gar kein Canyon. Genau genommen. Es ist eine 650 Meter hohen Abbruchkante, in die Flüsse mehrere gigantische Amphitheater hineingerieben haben - aber keine Schlucht. Seine Anziehungskraft mindert das kein bisschen: Der Bryce Canyon gilt zusammen mit dem Grand Canyon als der attraktivste Park im Südwesten. In den kilometerweiten, rotgelb leuchtenden Amphitheatern führen skurrile Felskolosse Balanceakte auf, die von Jahr zu Jahr artistischer werden.
Die unwirtliche Region ist schon seit tausenden von Jahren bewohnt: Die ersten waren die Ur-Indianer, die Anasazi. Der Bryce Canyon übte auf sie jene Wirkung aus, die auch die heutigen Besucher erleben: Er flößte Ehrfurcht ein und inspirierte die Phantasie. Noch heute erzählen ihre Nachfahren, die Paiute-Indianer, ihre eigene, bunte Geschichte, wie dieser Felsengarten im Süden Utahs zusammengewürfelt wurde: Vor den Indianern lebten die Legendenmenschen im Bryce Canyon, das waren Vögel, Eidechsen und andere Tiere, die wie Menschen aussahen.
© Christian Heeb
Auch im Winter ein spannendes Reiseziel.
Aus der nüchternen Sicht westlicher Forscher ist der Bryce Canyon die oberste Schicht des Grand Staircase, der Großen Treppe, die im Grand Canyon beginnt, sich über den Zion National Park ausfaltet und auf 2.700 Metern im Bryce Canyon Nationalpark endet. Zusammen dokumentieren die Sedimentschichten mehr Erdgeschichte als jeder andere Ort der Erde: 600 Millionen Jahre.
Die unterste, graubraune Sandsteinschicht besteht aus Algen und Schlamm eines Meeres, das sich hier 60 Millionen Jahre lang ausgebreitet hat. Darüber liegt eine rosa leuchtende Lage: Eisenhaltige Sedimente, die Flüsse in die Seenplatte gespült haben, die zu der Zeit die Oberfläche bedeckte, als die Saurier ausstarben. Vor etwa zehn Millionen Jahren drehten und zerrten Kräfte aus dem Erdinneren an den Felsen und hoben sie auf fast 3.000 Meter an.
Flüsse, Schmelzwasser, Frost und Hitze zerklüften seitdem die Felslandschaft, bis nur noch die schmalen Felsminarette übrig bleiben, die so genannten Hodoos. Erst stehen sie zu Klumpen zusammengebacken da, dann lösen sie sich über zehntausende von Jahren voneinander. Aber auch sie stürzen irgendwann um und bedecken als Felsbrei den Boden. Bis dahin gehören sie zu den faszinierendsten Naturphänomenen der Welt und nirgendwo findet man so viele wie im Bryce Canyon National Park.
© Christian Heeb
Wunderwerk aus tausenden Felsnadeln.
An den Hängen der Randstufe lässt sich nicht nur die Erdgeschichte, sondern auch die unterschiedliche Vegetation auf verschiedenen Höhenstufen studieren. In den tieferen Lagen dominieren Wachholder- und Kiefernbüsche, auf der nächsten Stufe wachsen Pondorosa-Eichen und ganz oben Tannen, Fichten, Espen und eine ganz besondere Attraktion des Parks: Die bis zu 1.700 Jahre alten Kiefern zählen zu den ältesten Organismen der Welt und verzwirbeln sich in die aberwitzigsten Formen. Sogar ihre Nadeln können 45 Jahre alt werden.
EIN TAG IM PARK
Es empfiehlt sich, sehr früh zu starten - im Sommer bilden sich Staus und die Parkplätze laufen über. Am attraktivsten wirkt der Sonnenaufgang vom Bryce Point aus, dem höchsten Aussichtspunkt am Rand des berühmten Bryce Amphitheaters. Dafür fährt man vom Visitor Center auf der Panoramastraße sechs Kilometer nach Südwesten und geht zu Fuß an die Abbruchkante.
Schon bevor die Sonne über den Rand der höchsten Ebene Nordamerikas scheint, beginnen die Felsen zu glühen: Zuerst die Spitzen der Hoodoos, die wie von Antoni Gaudí geschaffene Orgelpfeifen in einer Reihe stehen. Schließlich brennt das gesamte Tal, die braun-gelb-rostroten Gesteinsbänder leuchten, kontrastiert von tausend Schatten zwischen den Felstrümmern.
Jetzt werden die bizarrsten Sandsteingebilde am schärfsten aus der Dunkelheit herausgeschält: die Grottos, die flachen Höhlen unter dem Rand der Bruchkante; der Alligator, ein fast abgetragener Berg, der wie ein Reptil aussieht; das Sinking Ship, das seit Millionen von Jahren mit Schlagseite untergeht.
Jetzt fährt man auf der Panoramastraße zurück zum Inspiration Point. Der andere Winkel schafft einen neuen, eindrucksvollen Blick auf das Amphitheater. Von hier aus kann man auch zum Städtchen Tropic hinüberschauen. In seiner Nähe siedelte 1875 der Schotte Ebenezer Bryce mit seiner Frau Mary. Er zog zwar fünf Jahre später nach Arizona, der Name aber blieb. Wie auch sein trockenes Urteil zum Naturwunder: "It's a hell of a place to lose a cow."
© Christian Heeb
Im Abendlicht entstehen die schönsten Fotos von Bryce.
Der Sunset Point ist wahrscheinlich der beste Platz für Fotos im gesamten Park, weil man so viele Motive auf einmal vor die Linse bekommt. Der ideale Standpunkt bei Sonnenuntergang ist das Schild rechts vom Schwarzen Brett. Wenn man die Kamera auf den Bryce Point richtet, fängt man das Licht auf der Wall Street und den Hodoos ein.
Wer jetzt noch mindestens drei Stunden Zeit hat, kann sich auf die zwölf Kilometer lange Strecke zum Rainbow Point machen, dem westlichen Außenposten des Parks. Am Visitor Center folgt man der Panoramastraße, lässt Sunset und Inspiration Point links liegen und fährt langsam aus der Region der Pondorosa-Kiefern in die Sphäre der Douglastannen und Colorado-Fichten hinauf.
Am Fairview Point hat man einen weiten Blick auf die Table Cliffs, die drüben am Nordrand des Grand Canyons aufragen. Nach 3,5 Kilometern gelangt man zur Natural Bridge, einem 28 Meter hohen Felsbogen.
Die Straße endet am Rainbow Point, wo man am höchsten Punkt des Parks (2.784 Meter) unter dichten Tannen picknicken kann. Ein Pfad führt hinüber zum Yovimpa Point. Von hier aus sieht man die unterschiedlichen Gesteinsschichten, die nach ihren Farben Pink, Gray, Vermillion und Chocolate heißen.
Die uralten Kiefern wachsen hier in einer Urlandschaft: Hier ist es angeblich so still wie in einem gedämmten Tonstudio. Durch die besonders reine Höhenluft hat man einen atemberaubenden Blick bis nach Arizona und New Mexico hinein.
WANDERN
90 Kilometer Wanderwege eröffnen die Felswelt des mit 145 Quadratkilometern relativ kleinen Parks von unten. Der kürzeste Weg in die Tiefe ist der Navajo Loop Trail, der am Sunset Point auf Serpentinen steil hinunterführt. Er bietet tolle Fotomöglichkeiten bei "Thor's Hammer". Unten am Boden geht man durch die majestätische Wall Street, wo zwischen den haushohen Felsen bis zu 700 Jahre alte Tannen wachsen - ein tolles Weitwinkelmotiv vor blauem Himmel und rotem Stein.
An der Kreuzung wechselt man am besten auf den Queens Garden Trail. Er hat seinen Namen von einer Sandsteinformation bekommen, die angeblich der auf ihrem Thron sitzenden Queen Victoria ähnelt. Vom Fuß der Felsen steigt man am Sunrise Point wieder auf das Plateau hinauf.
Die Königin unter den Trails ist aber der neun Kilometer lange, nicht zu schwere Rim Trail von Bryce Point bis Fairyland Point. Entlang seiner Route kann man die schönsten Aussichtspunkte der Hochebene abklappern. Wer einsamere Orte sucht, wird auf dem Riggs Spring Loop Trail fündig, der am äußersten Ende des Parks vom Yovimpa Point startet und auf 14 Kilometern durch Wälder und Felslandschaft führt.
TIERE
Pumas sind die größten Katzen Nordamerikas, aber auch im Bryce Canyon Nationalpark zeigen sie sich sehr, sehr selten. Die meisten Begegnungen finden für einen Wimpernschlag im Schweinwerferlicht des Wagens statt - Pumas sind nachts und im Winter besonders aktiv. Der beste Trick, ihnen auf die Spur zu kommen, ist auf kreisende Geier zu achten. Es besteht eine gute Chance, dass sie das Nahrungsversteck eines Pumas entdeckt haben. Man sollte aber auf jeden Fall in sicherer Entfernung bleiben: Ein ausgewachsener Puma wiegt 75 Kilo und kann einen Menschen töten, wenn er sich bedroht fühlt.
Viel friedlicher sind die Präriehunde, die man vor allem auf den Wiesen am Straßenrand im nördlichen Teil des Parks beobachten kann. Um ihre Überlebenschancen zu vergrößern, leben die Nagetiere in großen Gemeinschaften. In ihren Erdlöchern sind sie vor Falken, Adlern und Kojoten geschützt - wenn sich Wiesel und Dachse nähern, sitzen sie in der Falle. Deshalb stehen immer ein paar Wachtposten aufrecht auf ihren Hinterpfoten, um mit einem Bellen vor gefährlichen Eindringlingen zu warnen. Präriehunde können sich bis zu 35 Zentimeter hoch aufrichten und spähen mit ihren ständig hin- und herruckelnden Köpfen über Gras und Salbeipflanzen hinweg.
Außerdem kann man in Bryce Canyon Maultierhirsche und 175 Vogelarten beobachten
UNTERKUNFT
Die zwei Campingplätze am Sunset und Sunrise Point sind in der Saison oft schnell belegt. Im nahe gelegenen Ruby's Inn (www.rubysinn.com) gibt es eine perfekte Infrastruktur für Touristen. Auf dem komfortablen Campingplatz kann man auch im Tipi übernachten. Wer den großen Rummel scheut, sollte sich eine Unterkunft in Tropic suchen, dort gibt es neben vielen preiswerten Motels auch B&Bs, zum Beispiel das Bullberry's Inn Bed & Breakfast, www.bullberryinn.com.
REISEZEIT
Das Klima im Bryce Canyon Nationalpark ist eine Mischung aus Wüste und Hochgebirge. Im Sommer können Temperaturen von weit über 30 Grad Celsius die Wanderung zu einer Tortur machen, im Winter liegt der Park monatelang unter einer Schneedecke. Es kann von Oktober bis April schneien, dann werden im Visitor Center kostenlos Schneeschuhe verliehen. Der Park schließt im Winter bereits um 16.30 Uhr.
Von Mai bis September wird es tagsüber sehr warm - aber Vorsicht: In den Nächten kann es auch im Juli noch kühl werden (fünf bis acht Grad). Hauptsaison ist von Mitte Juni bis Labour Day (erster Montag im September) - 80 Prozent der Touristen kommen in diesen 12 Wochen.
ANREISE
Von Norden oder Süden auf dem US-Highway 89, dann auf dem Utah Highway 12 nach Osten bis zur Kreuzung mit dem Highway 63. Von dort auf der 63 nach Süden, nach fünf Kilometern erreicht man den Parkeingang. Der Bryce Canyon Airport wird von Las Vegas aus angeflogen, das 430 Kilometer entfernt liegt.
AUSKUNFT
Infos zum Park unter www.nps.gov/brca
Ausgabe 3-2006
© Text: AMERICA/Lukas Martin
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