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Grand Teton National Park, Wyoming © Christian Heeb
© Christian Heeb

Nationalparks der USA: Grand Teton, Wyoming



Eine mehr als 4.000 Meter hohe Felsformation steht im Mittelpunkt des Nationalparks, der trotz dieses Highlights im Schatten des benachbarten Yellowstone-Parks blieb.


DER PARK


Der Grand Teton National Park könnte der Star von Wyoming sein, der größte Anziehungspunkt für Naturfans in mehreren hundert Meilen Umkreis. Er hätte es verdient: Der Snake River kriecht in bedächtigen Kehren durch Wald und Prärie, wo Elche und Grizzlies streifen, bis ohne Vorwarnung die grelle Wand der Teton Range bis auf 4.200 Meter aufsteigt.
Sie ist eine der interessantesten Formationen der Rocky Mountains, wie sie sich aus dem Nichts 2.100 Meter über dem flachen Tal aufbaut. Trotzdem wurde es nichts mit dem großen Ruhm. Zehn Meilen nördlich der Parkgrenze liegt schon der übermächtige Konkurrent: Der berühmte Yellowstone National Park, der älteste Nationalpark der Erde.
Grand Teton National Park, Wyoming © Christian Heeb
© Christian Heeb
Hotspot für Tierbeobachtung.
Über eine Nabelschnur namens Rockefeller Parkway ist der Teton nun mit der Mutter aller Naturschutzgebiete verbunden. Über ihn fahren die meisten Besucher in den Yellowstone - Grand Teton ist nur die Durchgangsstation.
John D. Rockefeller Jr. hatte mit viel Einsatz und Geld versucht, die beiden Reservate zu vereinigen. Er kaufte über 20 Jahre lang Land im Umkreis der Tetonberge, scheiterte aber schließlich am Widerstand der Schaffarmer. Daraufhin drohte er Präsident Roosevelt, der schließlich sein Geschenk von 120.000 Hektar Land annahm und Grand Teton wenigstens erweiterte.
Das Tetonmassiv ist eines der jüngsten Gebirge der USA, besteht aber aus dem ältesten Stein der Welt und besitzt kein Vorgebirge. Das Geheimnis hinter seiner ungewöhnlichen Form liegt in der Entstehung. Vor rund neun Millionen Jahren schoben sich zwei Platten der Erdkruste übereinander. Die eine richtete sich in den Himmel auf, die andere schob sich in die Tiefe. Ihr Rest bildet heute ein weites Tal, das Jackson Hole.
Zunächst bestanden die Berge aus Meeressedimenten, Sandstein und Gneis. Als sie höher wuchsen, wurden sie von Wind, Regen und Eis geschält, bis nur ihr Granitkern übrig blieb. Der ist fast so alt ist wie die Erde selbst.
Am höchsten hat sich der 4.197 Meter hohe Grand Teton aufgerichtet, umgeben von zwölf eindrucksvollen Gipfeln, die höher als 12.000 Fuß sind, also 3.660 Meter. An ihrer Basis liegen sieben Gletscherseen, die das Bild der Berge eisblau reflektieren.

Grand Teton National Park, Wyoming © Christian Heeb
© Christian Heeb
Abendstimmung in der Bergwelt.

EIN TAG IM PARK


Wer vom Süden auf dem Highway 191 in den Park einfährt, kommt zuerst am Jackson Hole Airport vorbei - ein Dorn im Auge der Naturschützer. Dann geht es nach drei Meilen über Moose Junction zum Moose Visitor Center und am Menor Noble Historic District vorbei, einer Pionierfarm.
Wir begeben uns direkt auf die Grand Teton Park Road, denn wir können es nicht erwarten, möglichst nahe an die Riesen heranzukommen, die jetzt schon den Horizont bedecken. Über die weite Prärie, die von Wüstenbeifuß, dem Sagebrush, bedeckt ist, kurven wir auf die Berge zu, die wir aus immer neuen Perspektiven kennenlernen.
Vom Teton Glacier Turnout kann man die Gletscher aus der Nähe betrachten, die sich die Berge herunterschieben. Unter der fast senkrecht aufragenden Wand des Grand Teton liegt der Teton Glacier, der größte seiner Art im Park. Einst haben die Gletscher das Tal einen Kilometer dick bedeckt und Furchen in die Landschaft gekratzt, die noch heute zu sehen sind.
Im Südosten können wir die Gros Ventre Range erkennen. Wir fahren weiter und erreichen die Abzweigung nach Lupine Meadows. Von dort kann man zu Fuß tiefer in die Bergwelt eindringen als der Großteil der Touristen. Das ist der große Vorteil daran, dass die meisten hier nur durchfahren: Abseits der Pfade ist man schnell mit sich und der Natur allein. Der steile Pfad führt fast einen Kilometer hinauf bis an die Baumgrenze zum Amphitheater Lake.
Weiter auf der Teton Park Road folgt der South Jenny Lake, auf dem Bootstouren starten. Wir biegen vier Meilen weiter an der North Jenny Lake Junction auf den Scenic Drive nach links ab. Auf ihm fahren wir die Einbahnstraße wieder nach Süden zurück. Er führt direkt auf die Berge zu.
Am Cathedral Group Turnout bietet sich der vielleicht schönste Blick auf die Ansammlung von schroffen Bergspitzen, die wie eine versteinerte Welle aussieht, die kurz davor steht, nach rechts zu kippen. Dieses Fotomotiv steht am Morgen im richtigen Licht. Von hier aus sieht man auch den wuchtigen, abgeflachten Mt. Moran.
In der Nähe des Gipfels kann man den sogenannten Black Dike erkennen. Er besteht aus Lava, die in eine Felsspalte geflossen ist, als die Schicht noch weit unter der Erde lag. Der Streifen ist 50 Meter dick und erstreckt sich über sechs Meilen. Eine weitere Kuriosität ist das Sandsteinüberbleibsel nahe des Gipfels. Sie besteht aus exakt dem gleichen Gestein, das man auch 7.000 Meter unter der Erde finden würde.
Auf unserer Nebenstraße kommen wir zum Jenny Lake. Im Sommer stehen die Besucher hier häufig im Stau und man versteht sofort, warum: Die Aussicht ist atemberaubend. Man entkommt dem Trubel am schnellsten, indem man das Ausflugsboot über den See zum Cascade Canyon Trail nimmt.
Wir fahren zurück auf die Park Road und links nach Norden bis zum Mt. Moran Turnout. Hinter dem Bergriesen sieht man die Gipfel des abgelegenen nördlichen Parkteils, der jenseits aller Straßen hinter dem Jackson Lake liegt.
Wieder auf der Teton Park Road, überquert man den Jackson Lake Dam. Bald mündet die Straße in den Highway 89, der über den Rockefeller Parkway in den Yellowstone National Park führt. Davor machen wir noch einen letzten Abstecher nach rechts, Richtung Moran Entrance Station zum Oxbow Bend. Dort kann man gerade bei Sonnenuntergang wunderbar Tiere beobachten, vor allem aber die monumentale Teton Range noch einmal zusammen mit Fluss und Prärie bestaunen.
Eines der Ziele des Parks ist es, eine Landschaft zu erhalten, wie sie die ersten Trapper zu Gesicht bekommen haben. Wenn sich am Oxbow Bend der Snake River im letzten Licht purpur färbt und die Elche aus den Wäldern kommen, dann ist das Frontier-Feeling perfekt.

AKTIVITÄTEN


Im Park gibt es über 200 Meilen Wanderwege, die durch faszinierende Schluchten hinein in die Bergwelt führen. Beachten Sie aber, dass selbst das Tal in knapp 2.000 Metern Höhe liegt, wo einem schnell die Luft ausgehen kann.
Ist man mit dem Boot über den Jenny Lake gefahren, gelangt man auf den Cascade Canyon Trail. Ein kurzer Spaziergang führt zu den Hidden Falls, einer der schönsten Stellen des Parks. Auf einem steilen Pfad wandern wir zum Inspiration Point, von dem wir auf den See hinunterschauen.
Hier müssen wir uns entscheiden: Entweder wir gehen am Ufer auf einem bequemen Drei-Meilen-Pfad durch Eichenwälder zur Ranger Station zurück. Oder wir machen uns auf den Trail zum Lake Solitude. Von der Bootsanlegestelle sind das insgesamt 14,4 Kilometer Rundweg, der es in sich hat.
Vom Inspiration Point steigt der Weg langsam den Cascade Canyon hinauf bis zu einer Gabelung am Ende der Schlucht. Hier ragen die Berge 1.700 Meter auf und wir sehen mehrere Wasserfälle, über die das Tauwasser in den Cascade Creek stürzt. Auf den folgenden drei Meilen geht es steil bergan. Geschmolzene Gletscher haben den Lake Solitude vor tausenden von Jahren zurück gelassen. Wir genießen den spektakulären Blick auf die Rückseite von Grand, Middle und South Teton.
Neben Wandern ist Raften eine beliebte Attraktion im Grand Teton. Abenteuerlustige stürzen sich den Snake River hinunter, der an einigen Stellen überraschend wild wird.
Wer sich im Winter in die Gegend traut, kann von der Stadt Jackson Hole aus auf Pferdeschlitten mitten in die Wapiti-Herden aus dem Yellowstone Park fahren, die im benachbarten National Elk Refuge überwintern.

TIERBEOBACHTUNG


Oxbow Bend ist ein hervorragender Platz, um die Tiere des Parks zu beobachten. Es ist ein Seitenarm des Snake River, bevor er sich in den Jackson Lake ergießt. Reiher und Pelikane kommen hierher, um Forellen aus dem Fluss zu schnappen. Manchmal stoßen auch Weißkopfseeadler und Fischadler aus dem Himmel herunter. Oft kann man Biber und Flussotter sehen.
Bei Sonnenuntergang kommen Herden von Elchen aus den Wäldern um zu trinken und die Uferweiden zu fressen. Um diese Uhrzeit sollte man sich aber auch auf eine unangenehme Form des Wildlife vorbereiten: Jetzt sind die Moskitos besonders aufdringlich - allerdings nicht zu verwechseln mit den Calliope-Kolibris, den kleinsten Vögeln Nordamerikas, die hier auch unterwegs sind. Die Männchen wiegen gerade einmal 2,5 Gramm. Wapiti-Hirsche grasen oft in den Espenwäldern im Osten. Weiter unten am Snake River, kurz vor dem Damm, kann man sogar Bisons neben den Wapitis grasen sehen.
Timbered Island, ein bewaldeter Berggrat südöstlich von Jenny Lake, ist der beste Ort um Pronghorns, Gabelböcke, zu sichten. Sie sehen aus wie Antilopen, sind aber die letzten Überlebenden einer eigenen Gattung. Pronghorns sind überragende Sportler: Sie können angeblich bis zu 100 Stundenkilometer erreichen - nur Geparden sind schneller. Man erkennt sie an ihrem rotbraunen Fell mit weißen Flanken.

REISEZEIT


Die beste Reisezeit ist September und Oktober. Dann sind die Touristenmassen, die im Juli und August kommen, schon weg, die Tiere sind noch da und auch das Wetter ist tagsüber sehr mild. Im Winter ist die Teton Park Road zwar teilweise geschlossen und das kann wegen des Schnees auch bis Anfang Juni so bleiben. Von Teton Village gibt es aber hervorragende Langlauf-Loipen. Im Sommer kann es bis über 30 Grad warm werden, im Winter unter minus 40 Grad. Frost ist in jedem Monat möglich.

ANREISE


Aus Richtung Seattle über die Interstate 90 bis Livingston. Von dort über den Highway 89 South und im Yellowstone Park auf den Highway 26/287, der in den nördlichen Teil von Grand Teton führt. Von Salt Lake City über die Interstate 15 North, bei Idaho Falls auf den Highway 26, der in den Park führt. Die nächsten Flughäfen sind Jackson Hole, Idaho Falls und Salt Lake City.

UNTERKUNFT


Verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten können über die Grand Teton Lodge Company, www.gtlc.com, gebucht werden: Die Jackson Lake Lodge, die Jenny Lake Lodge, Snake River Lodge und Colter Bay Village. Dort gibt es auch Stellplätze für Campingmobile und Zelte, Reservierung erforderlich. Auch die Signal Mountain Lodge, www.signalmountainlodge.com, bietet Zimmer an.
Im Park stehen fünf Campingplätze zur Verfügung, teilweise auf "Fist come first serve"-Basis.

AUSKUNFT


Infos über den Park unter www.nps.gov/grte


Ausgabe 4-2007

© Text: AMERICA/Lukas Martin
 

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