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Yellowstone National Park, Wyoming/Idaho/Montana © Christian Heeb
© Christian Heeb

Nationalparks der USA: Yellowstone



Als erster Nationalpark der Welt entstanden, hat sich Yellowstone viel von seiner Ursprünglichkeit bewahrt. Neben seinen vulkanischen Phänomenen locken Tausende von Bisons viele Besucher an.


DER PARK


Yellowstone ist sicher das urigste und vielleicht das beeindruckendste Stück Natur der USA mit einer fast unglaublichen Fülle von Naturwundern: ein versteinerter Wald, Canyons, ein Gürtel der Rocky Mountains, 60 Prozent der Geysire der Erde, der größte Krater Nordamerikas, 100 Meter hohe Wasserfälle, der höchstgelegene See des US-Kernlands und vor allem: einer der letzten großen Flecken des alten Westens, der noch so aussieht, als müssten sich die Pioniere hierhin erst noch durchschlagen.
Yellowstone ist der Vater aller Parks und war immer ihr Primus. 1872 ließ ihn Präsident Ulysses S. Grant als ersten Nationalpark der Welt einrichten. Als die Unesco 1978 die ersten Welterbestätten verkündete, war selbstverständlich auch der Yellowstone darunter.
Yellowstone National Park, Wyoming/Idaho/Montana © Christian Heeb
© Christian Heeb
Reich der Bisons.
Dabei war er lange nur eine Fantasie, eine Faselei, ein Garn, das verwirrte Trapper gesponnen hatten. John Colter war einer von ihnen. Bei einem Kampf mit den Crow-Indianern im Jahr 1809 wurde er verletzt und von seinen Kameraden getrennt. Mehr als einen Monat lang schlug er sich ohne Vorräte und Ausrüstung durch die Wildnis. Als er aus dem Wald gekrochen kam, hielt man ihn für einen Bären und hätte ihn fast erschossen. Colter berichtete von einem Ort "aus Feuer und Schwefel". Keiner glaubte ihm und auch weitere Berichte von kochendem Schlamm, aufschießendem Wasser und einem Berg aus Glas wurden verworfen. Erst 1869 brach die erste glaubwürdige Expedition in die Gegend auf und bestätigte die wilden Schilderungen der Abenteurer.
Die ganze Faszination galt damals den irren Formen, die von Magma erhitztes Wasser annehmen kann - unberührte Wildnis hatte man ja genug. Das riesige wunde Auge des Norris Geysers mit seinen rostroten und grellgrünen Algen, aus dessen Pupille Dampf aufsteigt. Die runden Terrassen von Mammoth Hot Springs, die dampfen, als läge hier der direkte Zugang zur Hölle. Und der hinreißend grüngelb schimmernde Morning Glory Pool, das waren die ruhigeren Attraktionen.
In ihrem Wasser vereinigen sich Billionen von Bakterien zu phänomenal bunten Formen. Wenn die Geysire ausbrachen, muss es den Entdeckern die Panik in die Glieder getrieben haben. Bis zu 120 Meter spucken die seltenen geothermischen Formationen das Wasser in die Luft.
Das Phänomen tritt bei heißen Quellen auf, die kurz vor der Oberfläche Engpässe haben. Dadurch entstehen Druckunterschiede zwischen dem Wasser an der Oberfläche und dem kochenden Wasser tief in der Erde. Das führt dazu, dass dieses Wasser, das bis zu 148 Grad heiß ist, unter unglaublichem Druck durch enge Felsritzen gepresst wird. An der Oberfläche explodiert es auf seine bis zu 1.500fache Größe.
Ein weiteres Phänomen sind die Schlammpools. Sie formen sich an Quellen, die wenig Wasser und einigen Schwefel haben. Die Kombination produziert Schwefelsäure, die den umliegenden Fels auflöst und die Quelle mit schmatzend-blubberndem Schlamm füllt, den man schon von weitem riecht - er stinkt nach faulen Eiern.
Yellowstone National Park, Wyoming/Idaho/Montana © Christian Heeb
© Christian Heeb
Eine Magmablase erhitzt das Wasser.
Aber warum gelangt hier so viel heißes Wasser an die Oberfläche? Der Yellowstone National Park liegt genau über einem "Hotspot". Hier wölbt sich eine Magmablase aus dem Erdkern bis nahe an die Oberfläche. Eruptionen haben die Landschaft immer wieder zerfetzt - Ruhe kennt der Boden des Yellowstone schon lange nicht mehr.
Die Tierwelt erleidet dennoch weder bei Bränden noch bei Vulkanausbrüchen Schaden und ist einer der Faktoren, die den Park so unvergleichlich machen. Unter den 60 Arten von Säugetieren im Park sind auch 3.000 Bisons. Yellowstone war der einzige Ort in den USA, an dem die Riesentiere überleben konnten. Daneben gibt es noch 30.000 Wapitihirsche, Grizzlies und Schwarzbären, Pumas und Pelikane.

EIN TAG IM PARK


Im Yellowstone kann die Wahl zwischen den Tagesaktivitäten quälend sein. Wir entscheiden uns für einen Trip zu den Geysiren: von Mammoth Hot Springs bis Old Faithful.
Die einen Geysire machen Yellowstone für die Besucher zu einem Glücksspiel, die anderen spucken zuverlässig zu festen Uhrzeiten. Deshalb stoppen wir fünf Meilen hinter dem Nordeingang am Mammoth Hot Springs Visitor Center und bringen dort die Termine in Erfahrung. Auch eine Karte vom Upper Geyser Basin lohnt sich.
Die Hauptattraktion sind hier Dutzende von bunten, dampfenden Terrassen. Die berühmten Mammoth Hot Springs erinnern an übereinandergeschichtete Camembertkäse, die zu lange in der Sonne lagen. Sie sind so eigenartig geformt, weil sie nicht wie die anderen heißen Quellen im Park aus Geiserit, sondern aus Kalk geformt sind. Die knapp 80 Grad warme Quelle spült im Lauf eines einzigen Tages mehr als zwei Tonnen Kalk über die Terrassen, das sich absetzt, sobald das Wasser abkühlt.
Von hier aus führt die Straße über das Golden Gate - Felswände mit goldgelben Flechten - hinauf in die Berge und durchquert Gardners Hole, wo man eine schöne Aussicht auf die Gallatin Range im Westen hat. Die nächsten Sehenswürdigkeiten sind das Obsidian Cliff, ein Felssockel aus schwarzem Glas, und der Roaring Mountain. Hier gibt es einige Fumarolen: Geysire, die so heiß sind, dass sie kein Wasser, sondern nur noch Dampf ablassen.
Yellowstone National Park, Wyoming/Idaho/Montana © Christian Heeb
© Christian Heeb
Mehrere Flüsse durchziehen den Park.
Die nächste Station ist gleich einer der Höhepunkt des Parks. Im Norris Geyser Basin ist der Boden am heißesten. Er bringt den größten Geysir der Welt hervor, den Steamboat. Wenn er in Form ist, sprüht er Wasser bis in über 100 Meter Höhe, spuckt und dampft bis zu 48 Stunden lang. Allerdings können zwischen den Ausbrüchen vier Tage, aber auch 50 Jahre liegen. Gut, dass er einen Partner zur Seite hat, der zuverlässig einspringt: Echinus speit etwa einmal pro Stunde.
Vorbei an Wiesen, auf denen oft Hirsche grasen, geht es zum Gibbon Canyon, den Gibbon Falls und am Gibbon River entlang. Am Firehole Canyon Drive kann man noch immer die Spuren des verheerenden Feuers von 1988 erkennen, aber vor allem die vielen jungen Bäume bewundern.
Nach sechs Meilen taucht links der Fountain Paint Pot auf. Hier blubbert und kocht ein Schlammloch in herrlichen Pastellfarben. Auf dem gleichnamigen Nature Trail kann man herrlich bunte Quellen sehen. Anhand der Farben kann man die Temperatur des Wassers ablesen. Hat das Wasser 70 Grad oder mehr, sind die Bakterien normalerweise grün oder gelb. Kühlt es weiter ab, werden die Bakterien orange, rot und schließlich braun.
Zurück auf der Hauptstraße, gelangen wir zum Midway Geyser Basin. Hier erwartet Grand Prismatic Spring auf die Besucher. Mit 110 Metern Durchmesser ist sie eine der größten und am schönsten gefärbten heißen Quellen des gesamten Parks. Das wegen der Reinheit des Wassers tiefblaue Zentrum umfassen bizarr geformte Bakterienmatten, die im Sommer rot und braun leuchten, im Winter grün.
Der letzte Stopp ist der Parkplatz von Old Faithful beim gleichnamigen Visitor Center. Von hier aus geht es zu Fuß noch einmal ganz tief hinein in die Wunderwelt der heißen Quellen. Unvergesslich: der Morning Glory Pool mit seinem textmarkergelben Rand und dem türkisblauen Schlund.

Yellowstone National Park, Wyoming/Idaho/Montana © Christian Heeb
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Bisons sind aus der Nähe zu sehen.

ANREISE


Der Yellowstone National Park hat fünf Eingänge. Wer von Westen anreist, fährt durch den West Yellowstone in den Park, im Norden und Nordosten liegen die Eingänge Gardiner und Cooke City in Montana, im Osten führt der US Highway 14 in den Yellowstone. Wer von Denver kommt, kann die Interstate 25 Richtung Norden nehmen und bei Cheyenne auf die Interstate 80 Richtung Westen abbiegen. Bei Rawlins zweigt der Highway 287 ab, der durch den Grand Teton NP zum Südeingang des Yellowstone führt.

REISEZEIT


Der Yellowstone liegt in den Rocky Mountains - selbst im Sommer sollte man immer eine warme Jacke dabei haben. Obwohl dann die Tagestemperaturen oft bis über 25 Grad steigen, kann es in höheren Lagen nachts immer wieder Frost geben. Im April öffnen die Parkstraßen, doch auch im Mai können Schneefälle den Verkehr stoppen. Ende September wird es wieder kühl und das Thermometer kann schnell auf minus 20 Grad fallen. Spätestens im Oktober schließt der Großteil der Straßen im Park.

LODGING UND CAMPING


Xanterra betreibt neun Lodges in allen Teilen des Parks, darunter die preisgekrönte Old Faithful Snow Lodge. Sie liegt nur 300 Meter vom berühmten Geysir entfernt im Herzen der heißen Quellen. Daneben liegt das historische Old Faithful Inn. Weiter nördlich in der Canyon Lodge gibt es Cabins in der Nähe der spektakulären Wasserfälle. Wer es komfortabel mag, der ist im glamourösen Lake Yellowstone Hotel richtig. Infos und Buchung unter www.yellowstonenationalparklodges.com.
Vier der elf Campingplätze des Parks können unter 1 (307) 344-7311 reserviert werden. Die Campingplätze Indian Creek, Lewis Lake, Mammoth, Norris, Pebble Creek, Slough Creek, and Tower Fall werden nach dem First-come-first-serve-Prinzip belegt.

AUSKUNFT


Infos über den Park unter www.nps.gov/yell


Ausgabe 3-2008

© Text: AMERICA/Lukas Martin
 

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