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 © Pennsylvania%20Tourism
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Der Waldplanet



Pennsylvania ist einer der am dichtesten besiedelten Staaten der USA. Er hat aber auch einen Norden mit vielen einsamen Ecken. Die Route 6 ist der Entdeckerpfad in diese oft übersehene Region.

Genau im Dreiländereck mit New York State und New Jersey überquert die U.S. Route 6 den Delaware River und führt hinein nach Pennsylvania. Die Geschichte der 6 begann vor fast 200 Jahren, als die Staatsväter eine neue Straße forderten, um den Norden zu erschließen. Nicht zufällig fiel das mit zwei Ereignissen zusammen, die das Gesicht der Region prägen sollten: die Ankunft der ersten Touristen und der Beginn des "Holzrauschs".
Anfang des 18. Jahrhunderts kamen die ersten Holzfäller nach Pennsylvania, um aus den unendlich scheinenden Wäldern Kapital zu schlagen. Von 1850 bis 1870 sorgten das schnelle Wachstum des jungen Landes und der Bürgerkrieg für einen sagenhaften Holzboom. In Mittel- und Nordpennsylvania schossen die Holzfällersiedlungen aus dem Boden und entwickelten eine Kultur, die bis heute lebendig geblieben ist.
Die Industrialisierung des Holzabbaus hätte die Region aber auch fast ruiniert: Mit Hilfe von Eisenbahnen, riesigen Kettensägen und dampfgetriebenen Kränen fraßen sich die Trupps immer schneller durch den Wald. In den 1920ern hatte die Industrie die begehrten Holzsorten fast ausgerottet und schloss ihre Fabriken. Zurück blieben riesige öde Schneisen. Erst 70 Jahre später hat sich der Wald von diesem Raubbau erholt.

Outdoorparadies in den Poconos


Gleich hinter dem Delaware beginnen die Poconos. Nur eine Stunde Autofahrt von der Ostküste und New York City entfernt, übernachten Ausflügler auch heute noch am Flussufer, wie ihre Vorfahren zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Eine der altehrwürdigen Resort-Towns erreicht man, wenn man gleich hinter der Brücke von der Route 6 auf die 209 abbiegt. In Delaware Water Gap wurde 1829 das erste Hotel gebaut und bis heute starten die Touristen von hier aus in die Poconos, einem 6.000 Quadratkilometer großen Outdoorparadies mit sanften, bewaldeten Hügeln, Hochmooren, mäandernden Flüssen und Wasserfällen. Neben den Bären kann man hier unter anderem Fischotter und Adler beobachten. Insgesamt liegen sieben State Parks in der Bergregion.
Über Stroudsberg kommt man auf die 447 Richtung Norden und fährt vorbei an den Hängen der Alpine Mountain Ski Area, einem der vielen guten Skigebiete der Gegend. Andere empfehlenswerte Abfahrten liegen zehn Kilometer südwestlich im Camelback Ski Resort und Big Boulder beim Lake Harmony.

Charme vergangener Tage


Man sollte auch einen Abstecher nach Skytop machen. In den 1930er Jahren bauten hier frühe Naturenthusiasten eine Lodge, um den Körper in der freien Natur von den Zivilisationskrankheiten zu kurieren. Das monumentale Haupthaus im holländischen Kolonialstil wirkt wie in den Wald abgeworfen. Es besitzt immer noch den Charme vergangener Tage: Die Gentlemen machen sich für das Dinner fein und der Tee wird um Punkt Vier serviert. Vor allem aber sind hier die Wanderungen ein Highlight.
Über die 507 gelangt man zum Lake Wallenpaupack, dem größten der 100 Seen in den Poconos. Am Nordende des Stausees geht es zurück auf die Route 6, um mit ihr auf ein Kontrastprogramm nach Scranton einzutauchen.
Die Stadt gewährt einen Einblick in die Industriegeschichte der Region: Die Steamtown National Historical Site dokumentiert auf dem Gelände des ehemaligen Reparaturwerks der Delaware, Lackawanna and Western Railroad die Erschließung der USA durch die Eisenbahn.
Kein Fan sollte die 40 Kilometer lange Fahrt nach Moscow verpassen, auf der die größte Dampflokomotive der USA den Great Steam Shuttle zieht. Nördlich der Stadt kann man in die 1966 geschlossene Lackawanna Coal Mine einfahren. In 91 Metern Tiefe erläutern die Führer die Arbeit der Bergleute im Stollen.

Perfekte Kleinstadt


Hinter Scranton mäandert die Route 6 entlang des Susquehenna nach Norden, dringt tief in das Waldland Pennsylvanias ein und schwenkt dann nach Osten, um den Staat zu durchqueren. Wellsboro ist der nächste lohnende Stopp. Der Ort ist die perfekte US-Kleinstadt. An der gepflegten Main Street schlendern die Touristen zu Antiquitätengeschäften und Läden mit den landwirtschaftlichen Produkten der Umgebung. Nach Sonnenuntergang beleuchten Gaslaternen die heile Welt. Aber die meisten Reisenden gehen ohnehin bald ins Bett, denn sie wollen so früh wie möglich in die Natur aufbrechen, die vor der Stadt wartet: die über 8.000 Quadratkilometer großen Pennsylvania Wilds.
Nur zwölf Kilometer weiter auf der Route 6 kommt in Ansonia die beste Gelegenheit für einen Tagesausflug in die Wilds, genauer gesagt in den Grand Canyon von Pennsylvania. Zwar ist er nicht ganz so "grand" wie sein Vorbild in Arizona, aber mit bis zu 500 Metern Tiefe ist die Schlucht des Pine Creeks immer noch beeindruckend. Und sie hat einen entscheidenden Vorteil: Sie ist auch im Sommer ein Revier für erfrischende Ausflüge in eine märchenhafte Landschaft. Vögel trillern im dichten Kiefernwald, während die Wolken oben an der Kante des Canyons zu hängen scheinen, über dem Falken auf den Luftströmen ihre Bahnen ziehen. Bald murmeln Bäche, die sich in den Pine Creek ergießen und Fischreiher heben ihre schweren Körper mit kraftvollen Flügelschlägen in die Luft.

Im Grund des Grand Canyons


Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Grund des Canyons zu erkunden: Die bequemste ist die Eisenbahn, die schon im 19. Jahrhundert Holz aus dem Tal abtransportierte. Die intensivste ist das Wandern auf dem großen Wegenetz, das auch von der Bahnstrecke weg tiefer in die Natur hineinführt - inklusive der Möglichkeit, einem Bären zu begegnen. Die eleganteste ist ein Ritt durch die Schlucht. Die beliebteste ist eine Radfahrt.
Die Strecke schlängelt sich über 60 Kilometer bis nach Waterville am Fluss entlang. Der Trip ist gemütlich, denn die Straße hat an keiner Stelle mehr als drei Prozent Steigung - man muss also kein trainierter Mountainbiker sein, um sie zu bewältigen. Wer Höhenwege mag, nimmt ab Ansonia den West Rim Trail, wandert entlang des Canyonrands und genießt Blicke in die Tiefe, die den Pulsschlag beschleunigt.
Bereits in Galeton zweigt die nächste interessante Route ab. Wer allerdings erst einmal auf der 6 bleibt, findet 16 Kilometer weiter das Pennsylvania Lumber Museum. Die Besucher können dort in einem restaurierten Camp aus dem Jahr 1910 dem rauen Leben der Holzfäller nachspüren, komplett mit Sägemühle und Original-Eisenbahn.

Hauptstadt der Elche


Zurück zum Ausflug: Ab Galeston nimmt man die 144 durch den wunderschönen Susquehannock State Forest, dann fährt man auf der 120 Richtung Westen, bis die 155 nach Benezette abzweigt. Auf dem letzten Stück befindet man sich schon auf dem "Elk Drive" und Benezette ist die Elch-Hauptstadt - manchmal trotten die beeindruckenden Tiere auch über die Hauptstraße.
Um die Elche zu finden, fahren vor allem im Herbst Zehntausende Touristen in die Natur. Dann ist Brunftzeit und die bis zu 450 Kilogramm schweren Tiere bieten ein noch größeres Spektakel als sonst. Majestätische Bullen versuchen, Harems zu verteidigen oder zu erobern und manchmal kreuzen sie ihre prächtigen Geweihe zum Kampf. Meistens bleibt es allerdings bei einer kleinen Verfolgungsjagd.
Das alles beobachten die Zuschauer aus nur wenigen Metern Entfernung. Die Elche kümmern sich überhaupt nicht um die Menschen. Das ist beruhigend, denn die schon an der Schulter bis zu 1,50 Meter hohen Tiere sind, wenn sie erst einmal loslegen, ein Naturereignis.
Der Weg zurück auf die 120 und dann Richtung Route 6 ist zwar ein Umweg, lohnt sich aber wegen der herrlichen Natur. Die bietet bald auch die 6. Ab Lantz Corners führt sie hinein in den Allegheny National Forest mit seinen Tulpenbäumen, Weißeschen und Rotahorn.
Das gigantische Waldgebiet stand zum Höhepunkt des Holzbooms vor der Auslöschung. Heute bieten 60 Meter hohe Bäume wieder Nistplätze für die Vögel. In ihrem Schatten vermehren sich Fische im kühlen Wasser, am Ufer blühen Wachsblumen. Manchmal fühlt man sich wie auf einem Waldplaneten. Wer will, kann nach Herzenslust wandern, Schneemobil fahren oder Mountainbiken. Eine Besonderheit bietet die Allegheny River Islands Wilderness. Die Campingplätze auf den Flussinseln sind nur mit dem Kanu zu erreichen.

Strand am See


Bei Warren verlässt man den Wald und folgt der Route 6, bis sie auf die 19 trifft und biegt dann ab nach Norden. Wer nun denkt, alles was fehlt, sei ein Stück Strand, für den hält Pennsylvania an seinem äußersten nordöstlichen Zipfel noch eine Überraschung bereit: Die 140 Kilometer Küste am Lake Erie, dem flachsten der Großen Seen.
Wie eine schützende Hand legt sich die Presque Isle vor den Hafen der Stadt Erie. Der Presque Isle State Park zieht gerade am Wochenende vor allem Einheimische an. Und wenn der Himmel über den Sandstränden orange strahlt, während die Sonne im See versinkt, dann scheint das vielseitige Pennsylvania sogar noch ein Stückchen Meeresküste zu haben.



© Text: AMERICA/Lukas Martin
 

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