© Olfe
Aufbruch in die Rockies - Familienurlaub im Südwesten
Es war ein länger gehegter Traum , den sich Barbara und Jonas Olfe erfüllten: im Wohnmobil mit ihren beiden Söhnen Theo (5) und Paul (fast 2) einmal quer durch die Rocky Mountains zu fahren, von Denver bis San Francsico. Für alle Vier wurden die drei Wochen im Wohnmobil ein unvergessliches Erlebnis und eine gründliche Erfahrung Amerikas - wie das Logbuch der Reise dokumentiert.
Barbara
Der Flug war heftig. Kurz hinter Grönland hatte Paul einen hysterischen Anfall. Sein Tag neigte sich nach gefühlter mitteleuropäischer Zeit schließlich schon dem Ende zu. Wir flogen aber erst in den Nachmittag hinein.
Zwölf Stunden später sind wir endlich da und haben die Einreise gemeistert. Das Jetlag zerrt an aller Nerven. Paul und Theo wachen um drei Uhr nachts auf. In kürzester Zeit ist auf der Suche nach diesem oder jenem Spielzeug das sorgsam sortierte Gepäck bis auf das letzte T-Shirt ausgepackt. Das Hotelzimmer versinkt im Chaos. An Schlaf ist nicht zu denken. Übernächtigt taumeln wir durch die Neue Welt.
Barbara
Nach der Übergabe unseres Recreation Vehicles - "RV" heißen hier Wohnmobile - füllen wir unsere Vorräte bei Walmart auf. Kulturschock! Wohlgenährte Menschen auf Elektrokarts surren durch die Gänge. "Bigger than life" ist nicht nur unser Wohnmobil. Fast food soweit das Auge reicht. In diesem Industriegebiet bei Denver werden Klischees Wirklichkeit: Mit Mühe können wir eine freundliche Einladung auf eine entlegene Ranch abwehren. Dafür bekommt ein euphorischer Theo ein Stück versteinertes Holz geschenkt, einen Dollar und einen Colorado-Aufkleber in die Hand gedrückt, damit er das Geschenk selbst bezahlen kann. Örtliche Spezialitäten werden uns ans Herz und in den Wagen gelegt. Wir fühlen uns willkommen in Amerika.
Jonas
Bereits zwei Tage lang halten wir uns in Denver auf. Die erste Nacht im RV verbrachten wir noch innerhalb der Stadtgrenzen, stets mit erwartungsvollem Blick auf die schneebedeckten Rocky Mountains am Horizont. Dort, gen Westen, wollen wir hin. Endlich fädeln wir auf der Interstate 70 ein.
Die ersten Meilen am Steuer des neuen Gefährts sind unsicher. Gigantische Trucks überholen links und rechts. Der Fahrtwind verfängt sich laut heulend am Alkoven. Die Berge rücken näher, bald steigt die Straße an. Wir wollen nach Steamboat Springs. Auf der Karte entdecken wir eine Abkürzung und sind froh, die hektische Interstate zu verlassen. Eine Stunde hinter Denver sind wir alleine auf der Straße. Aus einem Aufsteller bei Walmart haben wir noch eine John-Denver-CD gegriffen. Die wird für die nächsten Wochen unser Soundtrack sein.
Gleichmäßig brummt der unanständig große V8 und zieht uns immer weiter den Berg rauf. Sind wir von der überwältigenden Aussicht berauscht? Ein Detail haben wir auf der Karte übersehen. 11.307 ft - 3.446 Meter! Das ist die Passhöhe, über die wir müssen. Die dünne Luft macht uns schwindelig. Trotzdem nehmen wir uns oben die Zeit für ein kleines Picknick in unserem Schneckenhaus.
Was für eine Landschaft! Kaum über den Pass breitet sich eine liebliche Hochebene aus. Hier schlängelt sich ein Bach als schwarzes Band durch tief verschneite Auen, dort ein schlohweißer Birkenhain, dazwischen silberglänzende Fichten. Noch wogen die Berge sanft wie im Schwarzwald, dann ein steiler Abbruch eines Canyons. Mittendrin ein schroffer Felsen. Die Landschaft ist ein Flickenteppich ? unmöglich dafür einen Begriff zu finden. Hinter jedem Pass eine neue Welt. Glücklich rollen wir auf dem Campground in Steamboat Springs ein und entzünden unser erstes Campfire.
Jonas
Nach dem Dinosaur National Monument steht unsere erste Transferetappe an, quer durch Utah und Wyoming gen Yellowstone. Die Attraktionen sind die Perlen auf der Kette, aber der Weg dazwischen ist das eigentliche Ziel. Hier kommt es zu den unerwarteten Begegnungen: Hippie-Eremiten in ihren Wüsteniglus, Waldarbeiter mit einem Faible für die deutsche Recyclingkultur und allein reisende Vietnamveteranen im Luxuscamper.
Hier tun sich überraschende, manchmal durchaus befremdliche Einblicke auf. Ist das nicht der eigentliche Grund für das Reisen?
Ein großes Schild am Wegesrand wirbt für ein historisches Wildwest-Dorf: South Pass. Wir biegen in die Schotterpiste ein. Die typischen Holzhäuser sind liebevoll hergerichtet und vermitteln ein Bild vom kargen Leben der Pioniere. Die Spuren der Planwagen sind noch heute in dem harten Prärieboden deutlich erkennbar. Hier teilten sich die Trecks. Entweder nach Norden gen Oregon oder nach Süden Richtung Kalifornien. Nach langer, entbehrlicher Fahrt durch die Weiten der Prärie entschied sich hier das Schicksal der Siedler, trennten sich die Weggefährten. Der Wagemut dieser Menschen, der starke Wille nach einem besseren Leben ergreift uns sehr.
Jonas
Nach der langen Fahrt haben die Jungs genug. Wir beschließen, die allernächste Übernachtungsmöglichkeit wahr zu nehmen. Ein RV-Park in Rock Springs, Wyoming. Keine halbe Meile von der Interstate entfernt, stellen wir unser Vehikel in die dichte Reihe diagonal aufgestellter big rigs (sehr große RV's über 30ft). Aus den Stellplätzen kommt man vorwärts wieder raus. Rückwärtsfahren kann mit den opulenten Mobilen richtig unangenehm werden. Welch Kontrast zur totalen Einsamkeit der letzten Tage. full hook up heißt, dass alle Anschlüsse zur Verfügung stehen: Strom, Wasser, Abwasser. Und Kabelfernsehen. Eingezwängt zwischen Interstate und Eisenbahn rollen nach und nach die Proficamper ein. Wanderarbeiter, Familien auf Zwischenstopp gen Westen und Rodeoteams beim Barbecue, die Cowboyhüte tief im Gesicht. Echte Trucker- Atmosphäre!
Barbara
"Rodeo Capital of the World" und gegründet von Cowboylegende Buffalo Bill Cody verkörpert den Spirit des Cowboy States Wyoming. Das ist gut: Schon Monate vor dem Abflug haben wir mit Kinderbüchern und passendem Playmobil das Thema vorbereitet. Jetzt endlich sind Prärie, Bisons und Cowboys real. Das Buffalo Bill Historical Center entführt uns in die große Zeit von Cowboys und Indianern. An der Bar des berühmten "Buffalo Bill's Irma Hotel" nehmen wir einen Drink. Draußen rauchen die Colts.
Barbara
Der Yellowstone Park ist natürlich einmalig. Grellgelbe Canyons, haushoch sprühende Geysire, Bisons überall. Totale Spannung: Ca. 75 Meter von der Straße entfernt taucht ein Grizzly auf und trottet gemächlich von dannen. Noch dichter dran sind wir tags darauf, als uns lediglich ein Bach von dem Tier trennt. Ein Ranger erklärt, dass das Tier verletzt sei. Sonst wären wir wohl kaum mehr hier.
Glück haben wir mit dem Madison Campground im Westen des Nationalparks. Weitläufig erstreckt er sich über ein traumhaft schönes Tal. Das Schmelzwasser ließ den Fluss über die Ufer treten. Grell glitzern die überschwemmten Wiesen im Gegenlicht. Bisons grasen gemütlich und nähern sich bis auf wenige Meter dem Zeltplatz. Weiter weg hält sich eine Herde Wapitis auf. Präriehunde springen um unser Lagerfeuer. In totaler Ruhe steht die Zeit still. Alle Endlichkeit scheint außer Kraft gesetzt.
Jonas
Gestern haben wir die Continental Divide hinter uns gelassen. Jene Linie auf dem Hauptkamm der Rockies, entlang derer die Quellen entweder im Atlantik oder im Pazifik münden. Dies ist auch der Scheitelpunkt unserer Reise. Uns überkommt schon jetzt Melancholie.
Unser RV rollt vom Yellowstone Park ins Tal hinab. Obwohl die Sonne kräftig einheizt, türmen sich entlang der Straße noch meterhohe Schneeberge. Es duftet nach Nadelholz. Plötzlich bricht hinter den dunklen Douglasien eine monumentale Bergkette hervor. Die Grand Tetons. Die drei Felsenkegel sind so ebenmäßig, dass man einem Maler diese Perfektion kaum abnehmen würde. Dann ein See. Auf der Oberfläche spiegelt sich noch das kleinste Detail dieser wunderbaren Bergriesen. Wir halten inne und spüren der Überwältigung nach, die den Pionieren bei diesem Anblick widerfahren sein musste. Welch eine Verheißung!
An solchen Punkten sind selbstverständlich Picknicktische aufgestellt. Wir nutzen das Angebot und sehen bei dem inzwischen obligatorischen Barbecue die Sonne hinter dem schroffen Relief versinken. Die Kinder vergewissern sich ständig, dass das Bärenspray griffbereit liegt.
Jonas
Am nächsten Tag geht es nach Jackson. Für die kurzfristige Organisation haben wir uns angewöhnt, das WiFi bei McDonalds zu nutzen. So erfahren wir von einem Rodeo im Ort.
Pünktlich treffen wir ein und stellen unser RV auf dem staubigen Parkplatz zwischen den Pferdeanhängern und den dazugehörigen Pick Ups ab. Die sind meistens so hochgebockt, dass man ohne Probleme die Abendsonne drunter durchscheinen sehen kann.
Dann geht es los. Eine Blondine, hoch zu Ross im rot-weiß-blauen Glitterdress, schmettert die Nationalhymne. Wir erheben uns in Mitten der Cowgirls und Cowboys. Ohne Cowboyhut sind wir sofort als Fremde enttarnt. Theos Begeisterung kennt keine Grenzen. Laut jubelnd springt er gemeinsam mit unseren Nachbarn auf, wenn sich einer der Reiter mal wieder länger auf dem Bullen gehalten hat.
Barbara
Inzwischen hat sich alles eingespielt. Routiniert machen wir morgens unser Mobil klar und "rumpeln" los, wie Paul zu sagen pflegt. Die Kinder sind gut erholt. Sie schlafen komfortabel im geräumigen Doppelbett im Heck, während wir Eltern uns in den Alkoven quetschen. Wer würde auch riskieren, dass die Kleinen aus 1,50 Meter Höhe nachts ungebremst auf die Küchenzeile fallen? Erfahrene Camper-Eltern nehmen die Absturzsicherung vom Kinderbett zu Hause mit - das wissen wir jetzt.
Unterwegs sind die Rollen klar verteilt. Einer fährt, der andere erheitert die Kinder. Getränke und Snacks anreichen, Spielzeugautos aufheben, einen Film auf dem Laptop starten. Problematisch ist nur, dass der Sound ausschließlich aus den Boxen in der Fahrerkabine kommt. Das heißt: Auch für uns "Cars" in maximaler Lautstärke. Sonst hören die Kinder hinten nichts.
Theo späht gebannt in die Präriehimmel auf der Suche nach Greifvögeln. Paul bejubelt jeden Pick Up. Die Baustellen mit schweren Geräten sind für ihn auch ganz groß. Dank Obamas Aufbauprogrammen treffen wir auf solche selbst in den entlegensten Winkeln. So hat jede längere Fahrt ihre Highlights - auch für einen Zweijährigen.
Jonas
Great Basin - Nevada. Natürlich hätten wir auch die Interstate 80 direkt nach Kalifornien nehmen können, aber die Sehnsucht nach Einsamkeit, die Freiheit, allein auf der Straße unterwegs zu sein, hat längst von uns Besitz ergriffen. Deshalb biegen wir rechts nach Süden in die Wüste hinein ab. Schon auf der Karte ist für den Highway 50 der reizvolle Beiname "The Loneliest Road in America" verzeichnet.
Der Asphalt kocht. In einer Stunde begegnen wir kaum einer Handvoll Autos. Alle Straßenschilder sind von Schrotkugeln durchsiebt. In dieser kargen Landschaft ist die Einsamkeit fast unheimlich.
Barbara fühlt sich krank und möchte nicht mehr weiter fahren. Middlegate. An einer Kreuzung steht ein einsames Diner. Wir fragen, ob wir für eine Nacht auf dem Parkplatz bleiben dürfen. Für die liebenswürdige Wirtsfamilie ist das gar keine Frage. Wann Barbara sich wieder erholt haben wird, bleibt ungewiss. Unentschlossen schlurfen die Kinder und ich um das Auto. Ich sehe, dass sich in jeder Ritze roter Staub festgesetzt hat. Die Wassertanks sind leer und die Vorräte aufgebraucht. Drinnen herrscht Unordnung. Plötzlich donnert ein Tiefflieger über unsere Köpfe. Hier testet die Air Force ihre Maschinen. Dann wieder Totenstille. Wir stecken fest.
Als alle schlafen wage ich mich nochmal vor die Tür. Vor dem Diner parkt ein 54er Chevy Bel Air. Das Mondlicht funkelt auf dem blitzenden Chromteilen. An der Bar kommt die kleine Schar Versprengter ins Gespräch. Wie üblich erzählen mir allen von ihren Vorfahren aus der Alten Welt und dem Onkel, der für die Army in Germany gedient hat. Die Faszination für die Schicksalshaftigkeit dieser Zusammenkunft wächst mit jedem Corona. Bevor ich wieder in den Camper krieche, halte ich kurz innen und bewundere den sternenübersäten Wüstenhimmel.
Am nächsten Morgen fahren wir weiter. Mit jeder Meile, die Kalifornien näher rückt, kommt Barbara wieder zu Kräften.
Barbara
Egal ob im Touristenzentrum oder mitten im Nirgendwo: Unsere Abende auf den Campgrounds sind ritualisiert. Vielleicht fühlen Paul und Theo sich deshalb so wohl. Nach der Ankunft werden die wichtigsten Dinge ausgepackt (Lego für Paul, Sitzmöbel falls nötig) und, wenn möglich, das Mobil angeschlossen an Wasser und Strom. Das Highlight jedes Abends ist aber das Entfachen eines ordentlichen Campfires, mindestens so groß wie die unserer amerikanischen Profi-Camper-Nachbarn. Erst wird gegrillt (täglich). Dann werden die Scheite aufgelegt. Groß muss es sein, lodern und knacken muss es. So lassen wir vier jeden Abend ausklingen und schmieden, vor den Flammen und unter dem Sternenhimmel sitzend, die Pläne für den nächsten Tag.
Barbara
Mit dem Golden State erreichen wir die letzte Etappe unserer Reise. Unsere Vorbereitungen hatten sich so sehr um den Westen gedreht, dass wir Do's and Don'ts in Kalifornien nicht kennen. Das rächt sich. Sonst hätten wir gewusst, dass an Sommerwochenenden egal wo, egal wie, unbedingt vorgebucht werden muss.
So erfahren wir nun den spektakulärsten Küstenabschnitt des Highway No 1, entlang Big Sur, und denken über das Unterkommen nach. Die Verzweiflung ist uns wohl anzumerken. Am Office eines Campgrounds erhalten wir die Info, dass das wilde Campen zwar verboten, aber von der Polizei toleriert sei. Schließlich seien müde Fahrer auf der langwierigen Suche nach Alternativen viel gefährlicher. Wir sollten uns also einen geschützten Turn Out, eine Ausweichbucht, suchen, und dort bleiben. Das leuchtet ein. Wir übernachten mit gemischten Gefühlen fast senkrecht über dem im Nebel versteckten Ozean.
Am nächsten Morgen lichtet sich der Nebel: Jetzt liegt der Ozean vor uns. Die Gischt der Brandung leuchtet. Seelöwen surfen in den Wellen. Pelikane schweben knapp über dem Wasser. Unser Treck hat sein Ziel fast erreicht.
Barbara
Da! Endlich tauchen die gigantischen Pylone der Golden Gate Bridge über den Dächern San Franciscos auf. Seit Jahren beschäftigt Theo dieses Bauwerk. Auf der Kinder-Weltkarte über seinem Bett ist die Brücke so groß dargestellt, dass sie fast bis in die Prärie reicht. Jetzt steht sie da, zu unseren Füßen! Das Wetter ist prächtig. Windsurfer brettern bei dem heftigen Wind unter der Brücke hin und her.
Die letzten drei Stunden haben wir unser Vehikel für die Rückgabe geputzt. Jetzt mussten wir die Spuren unserer Großen Reise beseitigen. Der Staub aus Nevada, der Kalk der Rockies, der Sand Kaliforniens. Drei Wochen lang war das Mobil unser treues Gefährt, hat uns über die höchsten Pässe des Kontinents gewuchtet und war uns in den einsamsten Tälern ein sicheres Dach über dem Kopf. Jetzt, da wir über 1.000 Liter Sprit in seinem Innersten verfeuert haben, fällt der Abschied schwer. "Unser Auto rumpelt nicht mehr?, sagt Paul.
San Francisco ist ein Traumstadt, kein Zweifel. Nach unserem Naturtrip jedoch fiel es uns doch etwas schwer, das richtig zu Genießen. Jetzt sitzen wir wieder im Flieger. Paul ist nach viel Getöse endlich eingeschlafen. Kurz vorher haben wir 11 Kilometer unter uns einen der schönsten campgrounds unserer Reise wiederentdeckt. Wir konnten genau dessen Schotterschleife am Ufer des markanten Yampa River ausmachen. Wie eigentümlich das war, unser kleines Paradies aus dieser Perspektive zu sehen. Theo malt und singt leise vor sich hin. "Country Roads", natürlich.
TIPPS: Camper-Reise mit Kindern
- Reisethemen schon zu Hause vorbereiten: Cowboy und Indianer, Dinosaurier alles rund um Vulkane ("Craters of the Moon"), Wale oder Bären, machen schon lange vorher Spaß. Kleine Experten lassen sich auch für längere Etappen motivieren. Außerdem: thematisch passende Kinderliteratur mitnehmen.
- Für das Campfire: Metallbürste zur Reinigung der überall fest montierten Grillroste kaufen und immer Brennholz bunkern (Holz sammeln ist fast überall streng verboten!)
- rechtzeitig Campingplätze vorbuchen - spart zeitraubende Suchaktionen
- DVD-Player spielen keine deutschen DVDs. Für die Kinderfilme Laptop mitnehmen.
- Kindersitze mitnehmen, sie sind in der Ausleihe teuer oder im schlechten Zustand. Die Airlines nehmen sie kostenlos mit.
- Beim Grundriss des Wohnmobils darauf achten, dass die Sitze nicht zu weit entfernt sind und man sich während der Fahrt unterhalten kann.
- Große Wohnmobile sind zwar teurer und verbrauchen mehr, dafür muss man nicht so viel hin- und herräumen. Das oft zu lesende Argument der Manövrierbarkeit können wir nicht bestätigen.
- Es gibt campgrounds und RV-parks. Erstere sind meistens landschaftlich reizvoller aber oft ohne Strom und Wasser. Letzte sind oft direkt am Highway und viel teurer. Dafür kann man hier Wasser tanken, das Abwasser ablassen und mit WiFi den Blog aktualisieren.
AMERICA Tipps
BLOG Die Autoren haben während ihrer Reise die daheimgebliebene Familie und Freunde fast tagesaktuell über die Erlebnisse auf dem Laufenden gehalten. Ein Blog ist außerdem hinterher eine tolle Erinnerung an eine besondere Zeit. Einen Blog einzurichten und zu pflegen ist auch für technisch Unerfahrene einfach und kostenlos bei Anbietern wie zum Beispiel www.blogspot.com
CAMPGROUNDS
Bei der beschriebenden Reise waren nur die Hotels in Denver und San Francisco vorgebucht. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass es in den Sommermonaten doch sinnvoll ist, vor allem an touristischen Hot Spots vorher einen Platz auf dem campground zu reservieren. Dann reist es sich entspannter.
DIE ROUTE
Die Route war recht detailgenau vorgeplant, mit im Schnitt 2 bis 3 Stunden Fahrtzeit pro Tag - und vielen Stopps zwischendurch.
Die Strecke war insgesamt ca. 3.000 Meilen lang:
Denver (Colorado) - Steamboat Springs - Dinosaur National Monument (Utah) - Wind River Indian Reservation (Wyoming) - Cody - Yellowstone National Park - Grand Teton National Park - Jackson - Idaho Falls (Idaho) - Craters Of The Moon - Eureka (Nevada )- Middlegate - Yosemite National Park (Kalifornien) - Big Sur - Monterey - Santa Cruz - San Francisco.
Donnerstag: Harte Landung in Denver
Barbara
Der Flug war heftig. Kurz hinter Grönland hatte Paul einen hysterischen Anfall. Sein Tag neigte sich nach gefühlter mitteleuropäischer Zeit schließlich schon dem Ende zu. Wir flogen aber erst in den Nachmittag hinein.
Zwölf Stunden später sind wir endlich da und haben die Einreise gemeistert. Das Jetlag zerrt an aller Nerven. Paul und Theo wachen um drei Uhr nachts auf. In kürzester Zeit ist auf der Suche nach diesem oder jenem Spielzeug das sorgsam sortierte Gepäck bis auf das letzte T-Shirt ausgepackt. Das Hotelzimmer versinkt im Chaos. An Schlaf ist nicht zu denken. Übernächtigt taumeln wir durch die Neue Welt.
Freitag: Willkommen in Amerika
Barbara
Nach der Übergabe unseres Recreation Vehicles - "RV" heißen hier Wohnmobile - füllen wir unsere Vorräte bei Walmart auf. Kulturschock! Wohlgenährte Menschen auf Elektrokarts surren durch die Gänge. "Bigger than life" ist nicht nur unser Wohnmobil. Fast food soweit das Auge reicht. In diesem Industriegebiet bei Denver werden Klischees Wirklichkeit: Mit Mühe können wir eine freundliche Einladung auf eine entlegene Ranch abwehren. Dafür bekommt ein euphorischer Theo ein Stück versteinertes Holz geschenkt, einen Dollar und einen Colorado-Aufkleber in die Hand gedrückt, damit er das Geschenk selbst bezahlen kann. Örtliche Spezialitäten werden uns ans Herz und in den Wagen gelegt. Wir fühlen uns willkommen in Amerika.
© Olfe
Unterwegs mit Kindern
Samstag: Aufbruch in die Rockies
Jonas
Bereits zwei Tage lang halten wir uns in Denver auf. Die erste Nacht im RV verbrachten wir noch innerhalb der Stadtgrenzen, stets mit erwartungsvollem Blick auf die schneebedeckten Rocky Mountains am Horizont. Dort, gen Westen, wollen wir hin. Endlich fädeln wir auf der Interstate 70 ein.
Die ersten Meilen am Steuer des neuen Gefährts sind unsicher. Gigantische Trucks überholen links und rechts. Der Fahrtwind verfängt sich laut heulend am Alkoven. Die Berge rücken näher, bald steigt die Straße an. Wir wollen nach Steamboat Springs. Auf der Karte entdecken wir eine Abkürzung und sind froh, die hektische Interstate zu verlassen. Eine Stunde hinter Denver sind wir alleine auf der Straße. Aus einem Aufsteller bei Walmart haben wir noch eine John-Denver-CD gegriffen. Die wird für die nächsten Wochen unser Soundtrack sein.
Gleichmäßig brummt der unanständig große V8 und zieht uns immer weiter den Berg rauf. Sind wir von der überwältigenden Aussicht berauscht? Ein Detail haben wir auf der Karte übersehen. 11.307 ft - 3.446 Meter! Das ist die Passhöhe, über die wir müssen. Die dünne Luft macht uns schwindelig. Trotzdem nehmen wir uns oben die Zeit für ein kleines Picknick in unserem Schneckenhaus.
Was für eine Landschaft! Kaum über den Pass breitet sich eine liebliche Hochebene aus. Hier schlängelt sich ein Bach als schwarzes Band durch tief verschneite Auen, dort ein schlohweißer Birkenhain, dazwischen silberglänzende Fichten. Noch wogen die Berge sanft wie im Schwarzwald, dann ein steiler Abbruch eines Canyons. Mittendrin ein schroffer Felsen. Die Landschaft ist ein Flickenteppich ? unmöglich dafür einen Begriff zu finden. Hinter jedem Pass eine neue Welt. Glücklich rollen wir auf dem Campground in Steamboat Springs ein und entzünden unser erstes Campfire.
Dienstag: Der Weg ist das Ziel
Jonas
Nach dem Dinosaur National Monument steht unsere erste Transferetappe an, quer durch Utah und Wyoming gen Yellowstone. Die Attraktionen sind die Perlen auf der Kette, aber der Weg dazwischen ist das eigentliche Ziel. Hier kommt es zu den unerwarteten Begegnungen: Hippie-Eremiten in ihren Wüsteniglus, Waldarbeiter mit einem Faible für die deutsche Recyclingkultur und allein reisende Vietnamveteranen im Luxuscamper.
Hier tun sich überraschende, manchmal durchaus befremdliche Einblicke auf. Ist das nicht der eigentliche Grund für das Reisen?
Ein großes Schild am Wegesrand wirbt für ein historisches Wildwest-Dorf: South Pass. Wir biegen in die Schotterpiste ein. Die typischen Holzhäuser sind liebevoll hergerichtet und vermitteln ein Bild vom kargen Leben der Pioniere. Die Spuren der Planwagen sind noch heute in dem harten Prärieboden deutlich erkennbar. Hier teilten sich die Trecks. Entweder nach Norden gen Oregon oder nach Süden Richtung Kalifornien. Nach langer, entbehrlicher Fahrt durch die Weiten der Prärie entschied sich hier das Schicksal der Siedler, trennten sich die Weggefährten. Der Wagemut dieser Menschen, der starke Wille nach einem besseren Leben ergreift uns sehr.
© Olfe
My motorhome is my castle.
Dienstag: RV-Park
Jonas
Nach der langen Fahrt haben die Jungs genug. Wir beschließen, die allernächste Übernachtungsmöglichkeit wahr zu nehmen. Ein RV-Park in Rock Springs, Wyoming. Keine halbe Meile von der Interstate entfernt, stellen wir unser Vehikel in die dichte Reihe diagonal aufgestellter big rigs (sehr große RV's über 30ft). Aus den Stellplätzen kommt man vorwärts wieder raus. Rückwärtsfahren kann mit den opulenten Mobilen richtig unangenehm werden. Welch Kontrast zur totalen Einsamkeit der letzten Tage. full hook up heißt, dass alle Anschlüsse zur Verfügung stehen: Strom, Wasser, Abwasser. Und Kabelfernsehen. Eingezwängt zwischen Interstate und Eisenbahn rollen nach und nach die Proficamper ein. Wanderarbeiter, Familien auf Zwischenstopp gen Westen und Rodeoteams beim Barbecue, die Cowboyhüte tief im Gesicht. Echte Trucker- Atmosphäre!
Donnerstag: Rauchende Colts in Cody
Barbara
"Rodeo Capital of the World" und gegründet von Cowboylegende Buffalo Bill Cody verkörpert den Spirit des Cowboy States Wyoming. Das ist gut: Schon Monate vor dem Abflug haben wir mit Kinderbüchern und passendem Playmobil das Thema vorbereitet. Jetzt endlich sind Prärie, Bisons und Cowboys real. Das Buffalo Bill Historical Center entführt uns in die große Zeit von Cowboys und Indianern. An der Bar des berühmten "Buffalo Bill's Irma Hotel" nehmen wir einen Drink. Draußen rauchen die Colts.
Freitag: Grizzlies und Geysire
Barbara
Der Yellowstone Park ist natürlich einmalig. Grellgelbe Canyons, haushoch sprühende Geysire, Bisons überall. Totale Spannung: Ca. 75 Meter von der Straße entfernt taucht ein Grizzly auf und trottet gemächlich von dannen. Noch dichter dran sind wir tags darauf, als uns lediglich ein Bach von dem Tier trennt. Ein Ranger erklärt, dass das Tier verletzt sei. Sonst wären wir wohl kaum mehr hier.
Glück haben wir mit dem Madison Campground im Westen des Nationalparks. Weitläufig erstreckt er sich über ein traumhaft schönes Tal. Das Schmelzwasser ließ den Fluss über die Ufer treten. Grell glitzern die überschwemmten Wiesen im Gegenlicht. Bisons grasen gemütlich und nähern sich bis auf wenige Meter dem Zeltplatz. Weiter weg hält sich eine Herde Wapitis auf. Präriehunde springen um unser Lagerfeuer. In totaler Ruhe steht die Zeit still. Alle Endlichkeit scheint außer Kraft gesetzt.
Samstag: Continental Divide
Jonas
Gestern haben wir die Continental Divide hinter uns gelassen. Jene Linie auf dem Hauptkamm der Rockies, entlang derer die Quellen entweder im Atlantik oder im Pazifik münden. Dies ist auch der Scheitelpunkt unserer Reise. Uns überkommt schon jetzt Melancholie.
Unser RV rollt vom Yellowstone Park ins Tal hinab. Obwohl die Sonne kräftig einheizt, türmen sich entlang der Straße noch meterhohe Schneeberge. Es duftet nach Nadelholz. Plötzlich bricht hinter den dunklen Douglasien eine monumentale Bergkette hervor. Die Grand Tetons. Die drei Felsenkegel sind so ebenmäßig, dass man einem Maler diese Perfektion kaum abnehmen würde. Dann ein See. Auf der Oberfläche spiegelt sich noch das kleinste Detail dieser wunderbaren Bergriesen. Wir halten inne und spüren der Überwältigung nach, die den Pionieren bei diesem Anblick widerfahren sein musste. Welch eine Verheißung!
An solchen Punkten sind selbstverständlich Picknicktische aufgestellt. Wir nutzen das Angebot und sehen bei dem inzwischen obligatorischen Barbecue die Sonne hinter dem schroffen Relief versinken. Die Kinder vergewissern sich ständig, dass das Bärenspray griffbereit liegt.
Sonntag: Star-Spangled Banner im Glitterdress
Jonas
Am nächsten Tag geht es nach Jackson. Für die kurzfristige Organisation haben wir uns angewöhnt, das WiFi bei McDonalds zu nutzen. So erfahren wir von einem Rodeo im Ort.
Pünktlich treffen wir ein und stellen unser RV auf dem staubigen Parkplatz zwischen den Pferdeanhängern und den dazugehörigen Pick Ups ab. Die sind meistens so hochgebockt, dass man ohne Probleme die Abendsonne drunter durchscheinen sehen kann.
Dann geht es los. Eine Blondine, hoch zu Ross im rot-weiß-blauen Glitterdress, schmettert die Nationalhymne. Wir erheben uns in Mitten der Cowgirls und Cowboys. Ohne Cowboyhut sind wir sofort als Fremde enttarnt. Theos Begeisterung kennt keine Grenzen. Laut jubelnd springt er gemeinsam mit unseren Nachbarn auf, wenn sich einer der Reiter mal wieder länger auf dem Bullen gehalten hat.
Montag: Fahrgefühl
Barbara
Inzwischen hat sich alles eingespielt. Routiniert machen wir morgens unser Mobil klar und "rumpeln" los, wie Paul zu sagen pflegt. Die Kinder sind gut erholt. Sie schlafen komfortabel im geräumigen Doppelbett im Heck, während wir Eltern uns in den Alkoven quetschen. Wer würde auch riskieren, dass die Kleinen aus 1,50 Meter Höhe nachts ungebremst auf die Küchenzeile fallen? Erfahrene Camper-Eltern nehmen die Absturzsicherung vom Kinderbett zu Hause mit - das wissen wir jetzt.
Unterwegs sind die Rollen klar verteilt. Einer fährt, der andere erheitert die Kinder. Getränke und Snacks anreichen, Spielzeugautos aufheben, einen Film auf dem Laptop starten. Problematisch ist nur, dass der Sound ausschließlich aus den Boxen in der Fahrerkabine kommt. Das heißt: Auch für uns "Cars" in maximaler Lautstärke. Sonst hören die Kinder hinten nichts.
Theo späht gebannt in die Präriehimmel auf der Suche nach Greifvögeln. Paul bejubelt jeden Pick Up. Die Baustellen mit schweren Geräten sind für ihn auch ganz groß. Dank Obamas Aufbauprogrammen treffen wir auf solche selbst in den entlegensten Winkeln. So hat jede längere Fahrt ihre Highlights - auch für einen Zweijährigen.
Mittwoch: The Loneliest Road
Jonas
Great Basin - Nevada. Natürlich hätten wir auch die Interstate 80 direkt nach Kalifornien nehmen können, aber die Sehnsucht nach Einsamkeit, die Freiheit, allein auf der Straße unterwegs zu sein, hat längst von uns Besitz ergriffen. Deshalb biegen wir rechts nach Süden in die Wüste hinein ab. Schon auf der Karte ist für den Highway 50 der reizvolle Beiname "The Loneliest Road in America" verzeichnet.
Der Asphalt kocht. In einer Stunde begegnen wir kaum einer Handvoll Autos. Alle Straßenschilder sind von Schrotkugeln durchsiebt. In dieser kargen Landschaft ist die Einsamkeit fast unheimlich.
Barbara fühlt sich krank und möchte nicht mehr weiter fahren. Middlegate. An einer Kreuzung steht ein einsames Diner. Wir fragen, ob wir für eine Nacht auf dem Parkplatz bleiben dürfen. Für die liebenswürdige Wirtsfamilie ist das gar keine Frage. Wann Barbara sich wieder erholt haben wird, bleibt ungewiss. Unentschlossen schlurfen die Kinder und ich um das Auto. Ich sehe, dass sich in jeder Ritze roter Staub festgesetzt hat. Die Wassertanks sind leer und die Vorräte aufgebraucht. Drinnen herrscht Unordnung. Plötzlich donnert ein Tiefflieger über unsere Köpfe. Hier testet die Air Force ihre Maschinen. Dann wieder Totenstille. Wir stecken fest.
Als alle schlafen wage ich mich nochmal vor die Tür. Vor dem Diner parkt ein 54er Chevy Bel Air. Das Mondlicht funkelt auf dem blitzenden Chromteilen. An der Bar kommt die kleine Schar Versprengter ins Gespräch. Wie üblich erzählen mir allen von ihren Vorfahren aus der Alten Welt und dem Onkel, der für die Army in Germany gedient hat. Die Faszination für die Schicksalshaftigkeit dieser Zusammenkunft wächst mit jedem Corona. Bevor ich wieder in den Camper krieche, halte ich kurz innen und bewundere den sternenübersäten Wüstenhimmel.
Am nächsten Morgen fahren wir weiter. Mit jeder Meile, die Kalifornien näher rückt, kommt Barbara wieder zu Kräften.
Freitag: Camper-Rituale
Barbara
Egal ob im Touristenzentrum oder mitten im Nirgendwo: Unsere Abende auf den Campgrounds sind ritualisiert. Vielleicht fühlen Paul und Theo sich deshalb so wohl. Nach der Ankunft werden die wichtigsten Dinge ausgepackt (Lego für Paul, Sitzmöbel falls nötig) und, wenn möglich, das Mobil angeschlossen an Wasser und Strom. Das Highlight jedes Abends ist aber das Entfachen eines ordentlichen Campfires, mindestens so groß wie die unserer amerikanischen Profi-Camper-Nachbarn. Erst wird gegrillt (täglich). Dann werden die Scheite aufgelegt. Groß muss es sein, lodern und knacken muss es. So lassen wir vier jeden Abend ausklingen und schmieden, vor den Flammen und unter dem Sternenhimmel sitzend, die Pläne für den nächsten Tag.
Montag: Nachtstopp im Turn Out
Barbara
Mit dem Golden State erreichen wir die letzte Etappe unserer Reise. Unsere Vorbereitungen hatten sich so sehr um den Westen gedreht, dass wir Do's and Don'ts in Kalifornien nicht kennen. Das rächt sich. Sonst hätten wir gewusst, dass an Sommerwochenenden egal wo, egal wie, unbedingt vorgebucht werden muss.
So erfahren wir nun den spektakulärsten Küstenabschnitt des Highway No 1, entlang Big Sur, und denken über das Unterkommen nach. Die Verzweiflung ist uns wohl anzumerken. Am Office eines Campgrounds erhalten wir die Info, dass das wilde Campen zwar verboten, aber von der Polizei toleriert sei. Schließlich seien müde Fahrer auf der langwierigen Suche nach Alternativen viel gefährlicher. Wir sollten uns also einen geschützten Turn Out, eine Ausweichbucht, suchen, und dort bleiben. Das leuchtet ein. Wir übernachten mit gemischten Gefühlen fast senkrecht über dem im Nebel versteckten Ozean.
Am nächsten Morgen lichtet sich der Nebel: Jetzt liegt der Ozean vor uns. Die Gischt der Brandung leuchtet. Seelöwen surfen in den Wellen. Pelikane schweben knapp über dem Wasser. Unser Treck hat sein Ziel fast erreicht.
Dienstag: Die Brücke in die Prärie
Barbara
Da! Endlich tauchen die gigantischen Pylone der Golden Gate Bridge über den Dächern San Franciscos auf. Seit Jahren beschäftigt Theo dieses Bauwerk. Auf der Kinder-Weltkarte über seinem Bett ist die Brücke so groß dargestellt, dass sie fast bis in die Prärie reicht. Jetzt steht sie da, zu unseren Füßen! Das Wetter ist prächtig. Windsurfer brettern bei dem heftigen Wind unter der Brücke hin und her.
Die letzten drei Stunden haben wir unser Vehikel für die Rückgabe geputzt. Jetzt mussten wir die Spuren unserer Großen Reise beseitigen. Der Staub aus Nevada, der Kalk der Rockies, der Sand Kaliforniens. Drei Wochen lang war das Mobil unser treues Gefährt, hat uns über die höchsten Pässe des Kontinents gewuchtet und war uns in den einsamsten Tälern ein sicheres Dach über dem Kopf. Jetzt, da wir über 1.000 Liter Sprit in seinem Innersten verfeuert haben, fällt der Abschied schwer. "Unser Auto rumpelt nicht mehr?, sagt Paul.
Donnerstag: Country Roads von oben
BarbaraSan Francisco ist ein Traumstadt, kein Zweifel. Nach unserem Naturtrip jedoch fiel es uns doch etwas schwer, das richtig zu Genießen. Jetzt sitzen wir wieder im Flieger. Paul ist nach viel Getöse endlich eingeschlafen. Kurz vorher haben wir 11 Kilometer unter uns einen der schönsten campgrounds unserer Reise wiederentdeckt. Wir konnten genau dessen Schotterschleife am Ufer des markanten Yampa River ausmachen. Wie eigentümlich das war, unser kleines Paradies aus dieser Perspektive zu sehen. Theo malt und singt leise vor sich hin. "Country Roads", natürlich.
TIPPS: Camper-Reise mit Kindern
- Reisethemen schon zu Hause vorbereiten: Cowboy und Indianer, Dinosaurier alles rund um Vulkane ("Craters of the Moon"), Wale oder Bären, machen schon lange vorher Spaß. Kleine Experten lassen sich auch für längere Etappen motivieren. Außerdem: thematisch passende Kinderliteratur mitnehmen.
- Für das Campfire: Metallbürste zur Reinigung der überall fest montierten Grillroste kaufen und immer Brennholz bunkern (Holz sammeln ist fast überall streng verboten!)
- rechtzeitig Campingplätze vorbuchen - spart zeitraubende Suchaktionen
- DVD-Player spielen keine deutschen DVDs. Für die Kinderfilme Laptop mitnehmen.
- Kindersitze mitnehmen, sie sind in der Ausleihe teuer oder im schlechten Zustand. Die Airlines nehmen sie kostenlos mit.
- Beim Grundriss des Wohnmobils darauf achten, dass die Sitze nicht zu weit entfernt sind und man sich während der Fahrt unterhalten kann.
- Große Wohnmobile sind zwar teurer und verbrauchen mehr, dafür muss man nicht so viel hin- und herräumen. Das oft zu lesende Argument der Manövrierbarkeit können wir nicht bestätigen.
- Es gibt campgrounds und RV-parks. Erstere sind meistens landschaftlich reizvoller aber oft ohne Strom und Wasser. Letzte sind oft direkt am Highway und viel teurer. Dafür kann man hier Wasser tanken, das Abwasser ablassen und mit WiFi den Blog aktualisieren.
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CAMPGROUNDS
Bei der beschriebenden Reise waren nur die Hotels in Denver und San Francisco vorgebucht. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass es in den Sommermonaten doch sinnvoll ist, vor allem an touristischen Hot Spots vorher einen Platz auf dem campground zu reservieren. Dann reist es sich entspannter.
DIE ROUTE
Die Route war recht detailgenau vorgeplant, mit im Schnitt 2 bis 3 Stunden Fahrtzeit pro Tag - und vielen Stopps zwischendurch.
Die Strecke war insgesamt ca. 3.000 Meilen lang:
Denver (Colorado) - Steamboat Springs - Dinosaur National Monument (Utah) - Wind River Indian Reservation (Wyoming) - Cody - Yellowstone National Park - Grand Teton National Park - Jackson - Idaho Falls (Idaho) - Craters Of The Moon - Eureka (Nevada )- Middlegate - Yosemite National Park (Kalifornien) - Big Sur - Monterey - Santa Cruz - San Francisco.
© Text: Barbara und Jonas Olfe
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