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Nationalparks der USA: Carlsbad Caverns, New Mexico
Mehr als 100 bisher entdeckte Höhlen, darunter eine der größten der Welt, stehen im Nationalpark unter Schutz. Eine besondere Attraktion ist der nächtliche Ausflug der Fledermäuse.
Die ältesten Bewohner des Nationalparks entwickeln jeden Tag einen Riesenhunger. In der Dämmerung strömen sie aus, um Nacht für Nacht 5.000 Kilogramm Insekten zu fressen. Der Aufbruch der Tadarida-Fledermäuse ist eine der größten Attraktionen des Carlsbad Caverns National Parks.
Jeden Tag fliegen 400.000 Tiere in einem Wirbelwind aus der Bat Cave in die hereinbrechende Nacht. Der Exodus dauert mindestens 20 Minuten, zur Hauptsaison im Juli und August bis zu zweieinhalb Stunden. Ähnlich eindrucksvoll ist die Rückkehr der Säugetiere: Die einzelnen Fledermäuse stürzen sich aus mehr als hundert Metern Höhe in die Höhle. Dort wird es richtig eng: Bis zu 2.500 Tiere hängen von einem Quadratmeter Decke.
Doch die meisten Besucher kommen nicht wegen der Tiere in die Caverns, sondern um eine ganze Welt zu erleben, die sich tief unter der Chihuahuawüste erstreckt. Die drei Meilen an Höhlen, die den Besuchern offen stehen, sind nur ein Bruchteil des unterirdischen Systems. Fast 80 Jahre nach der Gründung des Parks sind Wissenschaftler immer noch mit seiner Erforschung beschäftigt. Über 100 Höhlen haben sie bereits entdeckt, die größte könnte 14 Fußballfelder fassen.
Die Carlsbad Caverns haben sich aus einem Kalkriff geformt, das vor 250 Millionen Jahren im Meer lag. Im Laufe der Zeit wurde es unter der Erde begraben. Langsam drang saures Wasser in die Spalten des Kalksteins ein und höhlte ihn mehr und mehr aus. Die Kammern wuchsen zu riesigen Ausmaßen - es tropfte Wasser von der Decke, das Kalk enthielt. Milliarden dieser mikroskopisch kleinen Partikel formten die Stalagmiten und Stalaktiten der Höhlen, sie türmten sich zu fast 20 Meter hohen Kolossen auf, formten filigrane Friese und eindrucksvolle Säulen.
Die meisten der Gebilde wachsen allerdings nicht mehr, weil sie zu wenig Wasser abbekommen. Das Klima an der Oberfläche ist in den letzten 10.000 Jahren deutlich trockener geworden. Dennoch verändert sich diese Unterwelt immer noch und die Tiefen könnten jeden Tag neue Sensationen für seine Erforscher bereithalten.
Es gibt sechs Touren mit Führern in die Höhlen, die meisten Besucher erkunden die Unterwelt aber selbstständig auf zwei Routen. Die interessantere, aber vom Fußmarsch her etwas anspruchsvollere, ist die Natural Entrance Tour. Vom Visitor Center geht es gut ausgeschildert Richtung Eingang. Wo der Pfad in die Höhle mündet, kann man rechts oben Felszeichnungen erkennen, die die Indianer vor über 1.000 Jahren aufgemalt haben. Sie kannten die Höhlen und nutzten die Eingangsbereiche als Unterstand. Hier wurden auch Knochen von Eiszeittieren wie Jaguaren, Kamelen und Löwen gefunden.
Auf dem Main Corridor bekommt man ein Gefühl dafür, wie riesig die Höhlen sind: Die Decke ist hier fast 60 Meter hoch. Es geht vorbei am Devils Spring, einer kalkweißen, fontänenartigen Säule. Sie ist eine der Formationen, bei denen sich ein Stalagmit und ein Stalaktit vereint haben.
Wir gehen weiter zum Iceberg Rock. Der Riesenbrocken wiegt 200.000 Tonnen und ist irgendwann in den letzten 5.000 Jahren aus der Decke gebrochen. Kurz inspizieren wir den Felsen über uns misstrauisch. Am Boneyard, einem Seitenarm des Höhlensystems, kann man im Ansatz sehen, wie die Höhlen vor 40 Millionen Jahren ausgesehen haben, als sie noch mit Wasser gefüllt waren. Dann fahren wir mit dem Aufzug wieder hinauf ins Visitor Center.
Von dort startet auch die Big Room Tour, die mit dem Lift sofort 230 Meter unter die Erde führt. Der Big Room ist mit 540 Metern Länge und 330 Metern Breite der zweitgrößte Höhlenraum der Welt. Hier gibt es jede Menge faszinierend seltsamer Formationen zu entdecken. Viele Besucher haben sofort Assoziationen - oft sogar die gleichen: Sieht das da hinten aus wie eine Hochzeitstorte? Hängt dort drüben das Maul eines Bartwals?
Vorbei an der Hall of Giants, in der einige der größten Kalkriesen zu sehen sind, geht es zum Top of the Cross, wo Ranger Vorträge halten. Schaut man hier nach oben, sieht man die Decke in der Rekordhöhe von 78 Metern. Wir wandern weiter zum Bottomless Pit, einem scheinbar endlos tiefen Schacht. Ein paar Meter dahinter kann man den Crystal Spring bewundern, den größten Stalagmiten der Caverns, der auch heute noch wächst. Die sich anschließende Painted Grotto hat eine märchenhafte Atmosphäre: durch das Eisen im Wasser haben die Figuren eine zarte Tönung erhalten.
Zum Sonnenuntergang sollte man wieder oben am Höhleneingang sein, um den Fledermausflug nicht zu verpassen. Von Ende Mai bis Mitte Oktober gibt einer der Ranger bei Sonnenuntergang eine Einführung in das Spektakel. Fotografieren ist allerdings verboten, um die Tiere durch das Blitzlicht nicht zu verstören.
Auch wenn die Temperaturen oben in der Chihuahuawüste und in den Guadalupe Mountains extrem sein können, in den Höhlen herrscht das ganze Jahr über eine Temperatur von 13 Grad. Aber Achtung: Ende Oktober fliegen die Fledermäuse in ihr Winterquartier nach Mexiko und kehren erst Anfang Mai wieder zurück.
Von Albuquerque in New Mexico sind es ca. 350 Meilen über die Interstate 25, Interstate 10 und ab El Paso über den Highway 180 nach Osten. Von Dallas sind es 500 Meilen. Der nächste Flughafen befindet sich in Carlsbad, 23 Meilen von den Höhlen entfernt. Die großen Airlines fliegen El Paso und Albuquerque an.
Im Park gibt es weder Campingplätze noch Lodges. Die nächste Unterkunft ist in Whites City kurz vor der Parkgrenze, eine größere Auswahl an Hotels, Motels, Campingplätzen und Restaurants gibt es 15 Autominuten weiter in Carlsbad.
Infos zum Park unter www.nps.gov/cave
Ausgabe 1-2008
DER PARK
Die ältesten Bewohner des Nationalparks entwickeln jeden Tag einen Riesenhunger. In der Dämmerung strömen sie aus, um Nacht für Nacht 5.000 Kilogramm Insekten zu fressen. Der Aufbruch der Tadarida-Fledermäuse ist eine der größten Attraktionen des Carlsbad Caverns National Parks.
Jeden Tag fliegen 400.000 Tiere in einem Wirbelwind aus der Bat Cave in die hereinbrechende Nacht. Der Exodus dauert mindestens 20 Minuten, zur Hauptsaison im Juli und August bis zu zweieinhalb Stunden. Ähnlich eindrucksvoll ist die Rückkehr der Säugetiere: Die einzelnen Fledermäuse stürzen sich aus mehr als hundert Metern Höhe in die Höhle. Dort wird es richtig eng: Bis zu 2.500 Tiere hängen von einem Quadratmeter Decke.
Doch die meisten Besucher kommen nicht wegen der Tiere in die Caverns, sondern um eine ganze Welt zu erleben, die sich tief unter der Chihuahuawüste erstreckt. Die drei Meilen an Höhlen, die den Besuchern offen stehen, sind nur ein Bruchteil des unterirdischen Systems. Fast 80 Jahre nach der Gründung des Parks sind Wissenschaftler immer noch mit seiner Erforschung beschäftigt. Über 100 Höhlen haben sie bereits entdeckt, die größte könnte 14 Fußballfelder fassen.
Die Carlsbad Caverns haben sich aus einem Kalkriff geformt, das vor 250 Millionen Jahren im Meer lag. Im Laufe der Zeit wurde es unter der Erde begraben. Langsam drang saures Wasser in die Spalten des Kalksteins ein und höhlte ihn mehr und mehr aus. Die Kammern wuchsen zu riesigen Ausmaßen - es tropfte Wasser von der Decke, das Kalk enthielt. Milliarden dieser mikroskopisch kleinen Partikel formten die Stalagmiten und Stalaktiten der Höhlen, sie türmten sich zu fast 20 Meter hohen Kolossen auf, formten filigrane Friese und eindrucksvolle Säulen.
Die meisten der Gebilde wachsen allerdings nicht mehr, weil sie zu wenig Wasser abbekommen. Das Klima an der Oberfläche ist in den letzten 10.000 Jahren deutlich trockener geworden. Dennoch verändert sich diese Unterwelt immer noch und die Tiefen könnten jeden Tag neue Sensationen für seine Erforscher bereithalten.
EIN TAG IM PARK
Es gibt sechs Touren mit Führern in die Höhlen, die meisten Besucher erkunden die Unterwelt aber selbstständig auf zwei Routen. Die interessantere, aber vom Fußmarsch her etwas anspruchsvollere, ist die Natural Entrance Tour. Vom Visitor Center geht es gut ausgeschildert Richtung Eingang. Wo der Pfad in die Höhle mündet, kann man rechts oben Felszeichnungen erkennen, die die Indianer vor über 1.000 Jahren aufgemalt haben. Sie kannten die Höhlen und nutzten die Eingangsbereiche als Unterstand. Hier wurden auch Knochen von Eiszeittieren wie Jaguaren, Kamelen und Löwen gefunden.
Auf dem Main Corridor bekommt man ein Gefühl dafür, wie riesig die Höhlen sind: Die Decke ist hier fast 60 Meter hoch. Es geht vorbei am Devils Spring, einer kalkweißen, fontänenartigen Säule. Sie ist eine der Formationen, bei denen sich ein Stalagmit und ein Stalaktit vereint haben.
Wir gehen weiter zum Iceberg Rock. Der Riesenbrocken wiegt 200.000 Tonnen und ist irgendwann in den letzten 5.000 Jahren aus der Decke gebrochen. Kurz inspizieren wir den Felsen über uns misstrauisch. Am Boneyard, einem Seitenarm des Höhlensystems, kann man im Ansatz sehen, wie die Höhlen vor 40 Millionen Jahren ausgesehen haben, als sie noch mit Wasser gefüllt waren. Dann fahren wir mit dem Aufzug wieder hinauf ins Visitor Center.
Von dort startet auch die Big Room Tour, die mit dem Lift sofort 230 Meter unter die Erde führt. Der Big Room ist mit 540 Metern Länge und 330 Metern Breite der zweitgrößte Höhlenraum der Welt. Hier gibt es jede Menge faszinierend seltsamer Formationen zu entdecken. Viele Besucher haben sofort Assoziationen - oft sogar die gleichen: Sieht das da hinten aus wie eine Hochzeitstorte? Hängt dort drüben das Maul eines Bartwals?
Vorbei an der Hall of Giants, in der einige der größten Kalkriesen zu sehen sind, geht es zum Top of the Cross, wo Ranger Vorträge halten. Schaut man hier nach oben, sieht man die Decke in der Rekordhöhe von 78 Metern. Wir wandern weiter zum Bottomless Pit, einem scheinbar endlos tiefen Schacht. Ein paar Meter dahinter kann man den Crystal Spring bewundern, den größten Stalagmiten der Caverns, der auch heute noch wächst. Die sich anschließende Painted Grotto hat eine märchenhafte Atmosphäre: durch das Eisen im Wasser haben die Figuren eine zarte Tönung erhalten.
Zum Sonnenuntergang sollte man wieder oben am Höhleneingang sein, um den Fledermausflug nicht zu verpassen. Von Ende Mai bis Mitte Oktober gibt einer der Ranger bei Sonnenuntergang eine Einführung in das Spektakel. Fotografieren ist allerdings verboten, um die Tiere durch das Blitzlicht nicht zu verstören.
REISEZEIT
Auch wenn die Temperaturen oben in der Chihuahuawüste und in den Guadalupe Mountains extrem sein können, in den Höhlen herrscht das ganze Jahr über eine Temperatur von 13 Grad. Aber Achtung: Ende Oktober fliegen die Fledermäuse in ihr Winterquartier nach Mexiko und kehren erst Anfang Mai wieder zurück.
ANREISE
Von Albuquerque in New Mexico sind es ca. 350 Meilen über die Interstate 25, Interstate 10 und ab El Paso über den Highway 180 nach Osten. Von Dallas sind es 500 Meilen. Der nächste Flughafen befindet sich in Carlsbad, 23 Meilen von den Höhlen entfernt. Die großen Airlines fliegen El Paso und Albuquerque an.
UNTERKUNFT
Im Park gibt es weder Campingplätze noch Lodges. Die nächste Unterkunft ist in Whites City kurz vor der Parkgrenze, eine größere Auswahl an Hotels, Motels, Campingplätzen und Restaurants gibt es 15 Autominuten weiter in Carlsbad.
AUSKUNFT
Infos zum Park unter www.nps.gov/cave
Ausgabe 1-2008
© Text: AMERICA/Lukas Martin
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