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Nationalparks der USA: Wind Cave, South Dakota
Unter der Erde ein einzigartiges Höhlensystem, dessen Ausmaße bis heute unbekannt sein; über der Erde eine Prärielandschaft mit wilden Tieren - Wind Cave gehört zu den ältesten Nationalparks.
Es war ein klarer, windstiller Tag, als Tom und Jesse Bingham ein seltsames Pfeifen hörten. Sie suchten den Ursprung des eigenartigen Tons und fanden ein Loch in der Erde, aus dem ein kräftiger Luftzug strömte. Tom wehte er den Hut vom Kopf. Einige Tage später zeigte Jesse das Phänomen ein paar Freunden, trat vor das Loch und ein starker Sog zog seinen Hut in die Höhle hinein. Was klingt wie eine Slapstick-Nummer aus einem Stummfilm war die Entdeckung eines einzigartigen Höhlensystems.
Die Lakota-Indianer nannten die Öffnung im Gestein "Loch, das kühle Luft atmet". Und wirklich ist es, als ob die Erde hier wie ein schlafendes Ungeheuer in langsamen, stundenlangen Atemzügen durch ein kleines Nasenloch ein- und ausatmet: Heute weiß man, dass Unterschiede im Luftdruck der Grund sind, dass die Höhlen die inneren Winde mal in die eine, mal in die andere Richtung drücken.
In South Dakota, wo die Prärie der westlichen Great Plains und die Ponderosa-Kiefernwälder der Black Hills ineinander übergehen, liegt das viertlängste Höhlensystem der Welt. Diese Statistik gilt jedoch nur unter Vorbehalt, denn das dreidimensionale Labyrinth des Wind Cave National Park ist noch längst nicht vollständig erkundet. Bis heute sind 132 Meilen (212 Kilometer) der verzweigten Gänge erforscht.
Als Erster untersuchte ein neugieriger Teenager die dunklen Stollen. Alvin Frank McDonald kletterte im Alter von 17 in die Höhlen hinab, in der einen Hand eine Kerze, in der anderen ein Schnurknäuel, das er abwickelte, um wieder zurück zu finden. Systematisch arbeitete er sich in das verwirrende System vor, verzeichnete in Tagebüchern jeden seiner Schritte, gab Räumen und Passagen Namen und führte bald auch Besucher durch die endlose Nacht der Gänge.
Nur drei Jahre später starb der junge Forscher an Typhus. Parkbesucher finden sein Grab einen kurzen Fußweg vom natürlichen Eingang der Höhlen entfernt auf einem Hügel, es ist durch eine Bronzeplakette markiert.
Schon 1903 erklärte Theodore Roosevelt Wind Cave zum Nationalpark, es ist der siebtälteste der USA. Der unter der Erde versteckte Teil bildet nur eine Hälfte des mit 113 Quadratkilometern eher kleinflächigen Schutzgebietes. Oberirdisch erstreckt sich eine urtümliche Prärie, wie sie lange große Teile des amerikanischen Kontinents bedeckte.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden hier 14 Bisons aus New Yorker Zoos, 21 Wapitihirsche aus Wyoming und 13 Gabelantilopen aus Kanada angesiedelt. Daraus hat sich ein dichter Wildtierbestand entwickelt, den Besucher heute auf dem "Scenic Drive" beobachten können.
Nachdem wir eine endlos scheinende Anzahl von Stufen hinab gestiegen sind, sind wir auch schon von einer der größten Attraktionen der Höhlen umgeben: Im Elk's Room überziehen schmale, verwobene Grate in einem endlosen Geflecht Wände und Decken wie Bienenwaben, kreuzen sich in tausenderlei Winkeln. Nirgendwo auf der Welt sind diese "Box Work" genannten Gebilde aus Kalkspat in so üppiger, überbordender Pracht anzutreffen wie hier. Wie diese Steinwaben entstanden sind, ist Forschern bis heute ein Rätsel.
Die "Natural Entrance Cave Tour" findet im Sommer fast stündlich statt. Unter den fünf Touren, die das Visitor Center anbietet, ist sie die einzige, die am natürlichen Eingang des Höhlensystems beginnt. Jenes Loch, an dem Tom Bingham einst der Hut wegflog, ist die einzige natürliche Verbindung der Höhle zur Erdoberfläche. Allerdings führt an anderer Stelle ein Fahrstuhl hinab in die Fabelwelt, die Parkbesucher hier unten erwartet." Unsere Gruppe folgt dem Guide zum Devil?s Lookout, einem knapp 20 Meter hohen Hohlraum, dessen Decke erstmals in Sichtweite geriet, nachdem elektrisches Licht verfügbar war. Als die Entdecker die Fluchten und Nischen noch mit Kerzen ausleuchteten , hieß es, von der in undurchdringliches Schwarz getauchten Decke dieser Passage beobachtete der Teufel die Menschen, die sich unter ihm hindurch wagten.
Den nächsten Raum, die "Kathedrale", entdeckte Alvin McDonald am 4. Juli 1891. Diese mit Box Work geschmückte Felshalle ist so geräumig, dass sie McDonald an einen Kirchensaal erinnerte. Auch hier spüren wir ständig den Luftzug im Gesicht, für den die windigen Höhlen berühmt sind.
Die Fantasie der Elemente kennt hier unten keine Grenzen: Korallengleich wächst das strahlend weiße "Cave Popcorn" an den Wänden, dann wieder ragen Kristalle wie Fangzähne aus dem Sandstein. Woanders schwimmen kleine Platten aus Kalk wie Seerosenblätter auf unterirdischen Seen. Wird die Oberflächenspannung gestört, sinken sie auf den Grund. Dann wieder wachsen bis zu zwei Meter hohe Büsche aus Kalksandstein aus den Böden, eine der wunderlichsten und beeindruckendsten geologischen Launen dieser Höhlen.
Nach etwas mehr als einer Stunde fahren wir mit dem Aufzug wieder ans Tageslicht. Den ganzen Nachmittag nehmen wir uns für den 13 Meilen langen Scenic Drive Zeit. Unterwegs steigen wir aus, wandern vom Rankin Ridge Pullout auf dem Rankin Ridge Trail zum Feuerwachturm, von dem aus wir meilenweit über die Prärie und die südlichen Black Hills blicken.
Der Wind Cave National Park liegt sechs Meilen nördlich von Hot Springs an der US Route 385. Von der Interstate 90 biegt man bei Rapid City auf die US Route 79 nach Süden und folgt ihr für rund 50 Meilen zur Route 385. Dort geht es rechts ab nach Norden Richtung Hot Springs.
Die landschaftlich schönste Strecke führt von Rapid City über die US 16 zur US 16A South. Über einen kleinen Umweg über den SD Highway 87 South kann man den Mount Rushmore besichtigen (für Wohnwagen und Camper gesperrt). Hier kommt man über den Needles Highway und durch den Custer State Park zum Nordeingang des Parks.
Der Park ist ganzjährig geöffnet. Allerdings wird zwischen 27. September und Anfang April nur die einfachste aller Touren, die Garden of Eden Cave Tour, angeboten.
Im Park befindet sich ein Campingplatz, begrenzte Trink- und Nahrungsmittelvorräte gibt es am Visitor Center. Die nächsten Tankstellen, Restaurants oder Unterkünfte finden sich südlich in Hot Springs oder nördlich in Custer. Im Park kann man frei zelten, eine Genehmigung dafür erhält man im Visitor Center.
DER PARK
Es war ein klarer, windstiller Tag, als Tom und Jesse Bingham ein seltsames Pfeifen hörten. Sie suchten den Ursprung des eigenartigen Tons und fanden ein Loch in der Erde, aus dem ein kräftiger Luftzug strömte. Tom wehte er den Hut vom Kopf. Einige Tage später zeigte Jesse das Phänomen ein paar Freunden, trat vor das Loch und ein starker Sog zog seinen Hut in die Höhle hinein. Was klingt wie eine Slapstick-Nummer aus einem Stummfilm war die Entdeckung eines einzigartigen Höhlensystems.
Die Lakota-Indianer nannten die Öffnung im Gestein "Loch, das kühle Luft atmet". Und wirklich ist es, als ob die Erde hier wie ein schlafendes Ungeheuer in langsamen, stundenlangen Atemzügen durch ein kleines Nasenloch ein- und ausatmet: Heute weiß man, dass Unterschiede im Luftdruck der Grund sind, dass die Höhlen die inneren Winde mal in die eine, mal in die andere Richtung drücken.
© NPS
Ranger zeigen, wo es lang geht.
Als Erster untersuchte ein neugieriger Teenager die dunklen Stollen. Alvin Frank McDonald kletterte im Alter von 17 in die Höhlen hinab, in der einen Hand eine Kerze, in der anderen ein Schnurknäuel, das er abwickelte, um wieder zurück zu finden. Systematisch arbeitete er sich in das verwirrende System vor, verzeichnete in Tagebüchern jeden seiner Schritte, gab Räumen und Passagen Namen und führte bald auch Besucher durch die endlose Nacht der Gänge.
Nur drei Jahre später starb der junge Forscher an Typhus. Parkbesucher finden sein Grab einen kurzen Fußweg vom natürlichen Eingang der Höhlen entfernt auf einem Hügel, es ist durch eine Bronzeplakette markiert.
Schon 1903 erklärte Theodore Roosevelt Wind Cave zum Nationalpark, es ist der siebtälteste der USA. Der unter der Erde versteckte Teil bildet nur eine Hälfte des mit 113 Quadratkilometern eher kleinflächigen Schutzgebietes. Oberirdisch erstreckt sich eine urtümliche Prärie, wie sie lange große Teile des amerikanischen Kontinents bedeckte.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden hier 14 Bisons aus New Yorker Zoos, 21 Wapitihirsche aus Wyoming und 13 Gabelantilopen aus Kanada angesiedelt. Daraus hat sich ein dichter Wildtierbestand entwickelt, den Besucher heute auf dem "Scenic Drive" beobachten können.
EIN TAG IM PARK
Nachdem wir eine endlos scheinende Anzahl von Stufen hinab gestiegen sind, sind wir auch schon von einer der größten Attraktionen der Höhlen umgeben: Im Elk's Room überziehen schmale, verwobene Grate in einem endlosen Geflecht Wände und Decken wie Bienenwaben, kreuzen sich in tausenderlei Winkeln. Nirgendwo auf der Welt sind diese "Box Work" genannten Gebilde aus Kalkspat in so üppiger, überbordender Pracht anzutreffen wie hier. Wie diese Steinwaben entstanden sind, ist Forschern bis heute ein Rätsel.
Die "Natural Entrance Cave Tour" findet im Sommer fast stündlich statt. Unter den fünf Touren, die das Visitor Center anbietet, ist sie die einzige, die am natürlichen Eingang des Höhlensystems beginnt. Jenes Loch, an dem Tom Bingham einst der Hut wegflog, ist die einzige natürliche Verbindung der Höhle zur Erdoberfläche. Allerdings führt an anderer Stelle ein Fahrstuhl hinab in die Fabelwelt, die Parkbesucher hier unten erwartet." Unsere Gruppe folgt dem Guide zum Devil?s Lookout, einem knapp 20 Meter hohen Hohlraum, dessen Decke erstmals in Sichtweite geriet, nachdem elektrisches Licht verfügbar war. Als die Entdecker die Fluchten und Nischen noch mit Kerzen ausleuchteten , hieß es, von der in undurchdringliches Schwarz getauchten Decke dieser Passage beobachtete der Teufel die Menschen, die sich unter ihm hindurch wagten.
Den nächsten Raum, die "Kathedrale", entdeckte Alvin McDonald am 4. Juli 1891. Diese mit Box Work geschmückte Felshalle ist so geräumig, dass sie McDonald an einen Kirchensaal erinnerte. Auch hier spüren wir ständig den Luftzug im Gesicht, für den die windigen Höhlen berühmt sind.
Die Fantasie der Elemente kennt hier unten keine Grenzen: Korallengleich wächst das strahlend weiße "Cave Popcorn" an den Wänden, dann wieder ragen Kristalle wie Fangzähne aus dem Sandstein. Woanders schwimmen kleine Platten aus Kalk wie Seerosenblätter auf unterirdischen Seen. Wird die Oberflächenspannung gestört, sinken sie auf den Grund. Dann wieder wachsen bis zu zwei Meter hohe Büsche aus Kalksandstein aus den Böden, eine der wunderlichsten und beeindruckendsten geologischen Launen dieser Höhlen.
Nach etwas mehr als einer Stunde fahren wir mit dem Aufzug wieder ans Tageslicht. Den ganzen Nachmittag nehmen wir uns für den 13 Meilen langen Scenic Drive Zeit. Unterwegs steigen wir aus, wandern vom Rankin Ridge Pullout auf dem Rankin Ridge Trail zum Feuerwachturm, von dem aus wir meilenweit über die Prärie und die südlichen Black Hills blicken.
ANREISE
Der Wind Cave National Park liegt sechs Meilen nördlich von Hot Springs an der US Route 385. Von der Interstate 90 biegt man bei Rapid City auf die US Route 79 nach Süden und folgt ihr für rund 50 Meilen zur Route 385. Dort geht es rechts ab nach Norden Richtung Hot Springs.
Die landschaftlich schönste Strecke führt von Rapid City über die US 16 zur US 16A South. Über einen kleinen Umweg über den SD Highway 87 South kann man den Mount Rushmore besichtigen (für Wohnwagen und Camper gesperrt). Hier kommt man über den Needles Highway und durch den Custer State Park zum Nordeingang des Parks.
REISEZEIT
Der Park ist ganzjährig geöffnet. Allerdings wird zwischen 27. September und Anfang April nur die einfachste aller Touren, die Garden of Eden Cave Tour, angeboten.
LODGING UND CAMPING
Im Park befindet sich ein Campingplatz, begrenzte Trink- und Nahrungsmittelvorräte gibt es am Visitor Center. Die nächsten Tankstellen, Restaurants oder Unterkünfte finden sich südlich in Hot Springs oder nördlich in Custer. Im Park kann man frei zelten, eine Genehmigung dafür erhält man im Visitor Center.
© Text: Hannes Klug
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